Der geklonte Mensch - Tschechische Reaktionen

Forschung

"Das Klonen der Embryonen ist ein riskanter Weg", " Das Klonen als Fortschritt oder Kanibalismus?", "Hat die Ära künstlicher Menschen begonnen?" So und ähnlich titeln tschechische Tageszeitungen in ihren Dienstagausgaben. Sie reagieren somit auf die dieser Tage veröffentlichte Tatsache, dass in den USA ein Menschenembryo geklont worden sei. Wie sehen also die tschechischen Reaktionen ? Kontrovers, lässt sich kurz und bündig sagen. Jitka Mladkova faßt sie im folgenden zusammen:

Man habe es sowieso erwartet, dass es früher oder später komme. Insofern sei es keine besondere Überraschung. Dies ist etwa der Tenor aller Meinungen, die dieser Tage von den einheimischen Medien übermittelt werden. Damit steht wohl fest, dass mit dem angeblich ersten gemeldeten menschlichen Klon die psychologische Barriere durchbrochen wurde. Zunächst sind es Journalisten selbst, die in ihren Kommentaren darüber sinnieren, ob das Klonen als Fortschritt oder eher als etwas Furchterregendes zu qualifizieren ist. Eine eindeutige Antwort auf diese kontroverse Frage gibt es nicht. Auf die These "Menschen werden geklont" reagiert in einem Kommentar die auflagenstärkste Mlada Fronta Dnes mit den Worten (Zitat): "Alle sagen: Ach wo, es geht nur um Gewebe! ... Im Moment, als Gallileo sein Fernglas auf Jupiters Monde richtete, wurde bereits über die Raumschiffmission Apollo 11 zum Mond entschieden. Die Wissenschaft und Technik lassen sich nicht aufhalten.. Schon jetzt können wir also von moralischen Fragen sprechen, die das Klonen mit sich bringt. Dies schon lange bevor wir damit begonnen haben, uns nicht mehr im Bett, sondern in der Retorte zu vermehren." Zitatende. Im selben Blatt stellt sich der Auror eines weiteren Kommentars zum selben Thema die Frage, Zitat:

"Haben wir das Recht, den menschlichen Embryo künstlich, also durch das Klonen, in der Retorte zu schaffen, diesen vier Tage lang sich entwickeln zu lassen und danach zu vernichten, um nur Zellen herauszunehmen, die Ärzte zur Rettung eines Kranken brauchen? .... Auch wenn es vielen Menschen als höchst unnatürlich, vielleicht sogar als schauderhaft erscheinen mag, lautet die Frage "JA".

Soweit stellvertretend zwei Zitate aus einem Blatt. Die tschechische Presse präsentiert aber auch Meinungen aus der Fachwelt. Hier einige Stimmen zu der Frage, ob der erwähnte Schritt von US-amerikanischen Wissenschaftlern als eine eindeutig positive Tat zu deuten ist, oder aber enthält sie widersprüchliche ethische Aspekte:

Martin Bojar, ehemaliger Gesundheitsminister, Chef der neurologischen Klinik in Prag:

"Es kann ein Segen für eine zahlenmäßig starke Gruppe von Patienten sein, die z.B. unter Muskelstörungen leiden, oder unter verschiedenen Krankheiten des Nervensystems. Fraglich ist, von welchem Moment an eine Zellmasse für eine potentielle Zusage für die Entstehung eines menschlichen Wesens gehalten werden kann. Meine Grundbefürchtung basiert darauf, dass diese Erkenntnisse zumindest für die "Produktion" von Retortenmenschen missbrauch werden könnte. Dies wird früher oder später sowieso geschehen."

Zdenka Rybova, Vizepräsidentin der Organisation Hnuti za zivot/Bewegung für das Leben:

"Das Klonen menschlicher Wesen für therapeutische Zwecke wage ich als eine Form von Kannibalismus zu bezeichnen. Obwohl die Absichten der Ärzte gut sein mögen, kann man dieses Vorgehen nicht anders als vollkommen unakzeptabel bezeichnen."

Petr Bartunek, Chef der 4. Klinik beim Universitätskrankenhaus Prag:

"Fortschritt ist unaufhaltsam. Aber genau wie jede andere Erfindung einen positiven Beitrag leistet, so ist sie auch missbrauchbar. Ich glaube, in diesem Falle bestehen große Möglichkeiten dafür."