Der Kampf gegen den Borkenkäfer im Isergebirge
Es sei die schlimmste Borkenkäferplage seit den Zeiten von Kaiserin Maria Theresia. Das hat Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano) vor einiger Zeit gesagt. Tatsächlich ist im vergangenen Jahr in Tschechien so viel Holz eingeschlagen worden wie noch nie zuvor – und zwar vor allem wegen des Schädlings. Wie sieht der Kampf gegen den Borkenkäfer nun in diesem Jahr aus? Eine Reporterin des Tschechischen Rundfunks war im Isergebirge unterwegs. Wir haben die Reportage im Folgenden zusammengefasst.
Der Wald oberhalb des Städtchens Nové Město nad Smrkem / Neustadt an der Tafelfichte – Václav Vacek leitet dort die Forstverwaltung und zeigt eine Falle für den Borkenkäfer:
„Wir haben hier bewusst einen Baum gefällt und ihn auseinandergeschnitten. Die gesamte Oberfläche muss mit einem Insektizid behandelt sein. Sobald der Käfer dann den vergifteten Stamm berührt und beginnt, eine Kammer zu bohren, verendet er wegen des Gifts.“
Fangbäume nennen sich solche Fallen für die Schädlinge. Im Wald von Nové Město trifft man aber auch noch auf weitere Vorrichtungen: klassische Fallen mit kleinen Schlitzen, chemisch behandelte Netze über gefällten Hölzern oder auch ein sogenanntes Trinet…
„Diese Fallen sehen aus wie indianische Tipis. Unter dem Tuch ist dann ein Baumstumpf, der mit einem Insektizid behandelt wurde“, erläutert der Förster.
Insgesamt sind im nordböhmischen Isergebirge derzeit 4100 Fallen für den Borkenkäfer aufgestellt. Ob damit dem Schädling auch effektiv zugesetzt werden kann, ist jedoch unklar. Václav Vacek:
„Es ist schwer, das zu quantifizieren. Nichtsdestotrotz ist unser Ziel, dass die Fallen beim ersten Ausfliegen des Käfers im Frühjahr maximale Wirkung zeigen und damit eine weitere Generation der Tiere unterdrückt wird.“
Denn die zweite Generation des Schädlings dürfte bereits Mitte Juli ausfliegen und neue Bäume befallen. Sollte der Sommer trocken und warm werden, droht sogar der Ausflug einer dritten Generation. Allerdings sieht es bisher für dieses Jahr relativ gut aus. Das sagt Karel Fišer, der Leiter der tschechischen Staatsforste für den Bereich Ostböhmen:
„Die Schneedecke im Winter war ausreichend dick, und der kühle Frühling tut sein Übriges. Allerdings besteht der Wald im Isergebirge zu 80 Prozent aus Fichten.“
Und die Fichten sind vom derzeitigen Baumsterben in Tschechien ganz besonders betroffen. Der Gebirgszug im Nordosten Böhmens gehört zu den dicht bewaldeten Gegenden des Landes. Auch deswegen sind durch das Schlagen befallener Bäume bisher keine größeren Kahlflächen entstanden.
Dieses Problem haben derzeit eher andere Wälder in Nordböhmen, konkret im Elbsandsteingebirge. Ganz besonders betroffen sind jedoch Gebiete auf der Böhmisch Mährischen Höhe sowie in den Gebirgszügen am Rande eines Dreiecks zwischen Prag, České Budějovice / Budweis und Olomouc / Olmütz. Begonnen hat die Plage in den Jahren 2018 und 2019 jedoch in Schlesien und Nordmähren. Seitdem wandert sie immer weiter in den Westen. Zum Glück konnte die kühle Witterung in der ersten Hälfte vergangenen Jahres die Entwicklung etwas bremsen.