Der Kampf um die Rechte am Karlsbader Becher ist erneut entbrannt

Becherovka

Zu den bekanntesten und meistgekauften Exportschlagern der Tschechischen Republik gehört der Kräuterlikör Karlsbader Bitter. Wie der Name bereits verrät, kommt er aus der nicht weniger berühmten westböhmischen Kurstadt Karlovy Vary/Karlsbad. Doch die Zeiten, in denen der tschechische Hersteller Jan Becher Karlovarská Becherovka (JBKB) das Monopol auf Produktion und Vertrieb der Likörmarke in seinen Händen hielt, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Immer wieder drängen auch slowakische Firmen mit "ihrem" Becherovka auf den Markt, um an diesem Geschäft zu partizipieren. Erst jüngst haben wir über solch einen Fall berichtet. Der Markt jedoch ist weiter hart umkämpft. Näheres dazu von Lothar Martin.

Erst Ende März hatte die ostslowakische Firma Dajk, die den Kräuterlikör Original Becher Bitter herstellte, den Rechtsstreit mit den Karlsbadern über den Gebrauch der Marke Becher verloren. Doch keine drei Wochen später tritt mit der Gesellschaft Simpex Plus ein weiterer slowakischer Anbieter auf den Plan mit der Absicht, nun seinerseits das Geschäft mit dem so genannten slowakischen Becherovka fortzuführen.

"Wir sehen gegenwärtig keine Hürden auf dem Gebiet der Slowakischen Republik, die uns an der Produktion und am Vertrieb dieses Likörs und andere Erzeugnisse hindern können," erklärte der Geschäftsführer der Gesellschaft Broken Heart, Bohus Nemá, unlängst vor Journalisten in Bratislava. Diese Gesellschaft hat für 20 Jahre von der in Domazlice/Taus ansässigen Familie Hoffman das alleinige Recht zu Herstellung und Vertrieb des Becherlikörs erworben, es dann aber an die Firma Simpex Plus abgetreten. Die Hoffmanns wiederum behaupten, im Besitz des Erbrechts an der Marke und der Herstellung des weltbekannten Kräuterlikörs zu sein. So kam es, dass die Firma Dajk im Jahr 2000 einen Lizenzvertrag mit Jirina Hoffmann abgeschlossen hatte, während Simpex Plus seine Becher-Kreation nach der Rezeptur von Zdenek Hoffman herstellen will.

Die Firma Dajk musste nach dem Urteil des Kreisgerichts in Presov ihre Becher-Produktion einstellen und muss zudem alle originalgetreuen Flaschen und Etiketten aus diesem Geschäft vernichten. Die Vertreter von Simpex Plus und Broken Heart hingegen fürchten eine mögliche gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Karlsbader Unternehmen nicht. Geschäftsführer Nemá äußerte selbstbewusst, dass keine Beweise für eine Ungültigkeit des Schenkungsvertrages vorlägen, auch wenn er zugeben musste, dass ihm in den Verhandlungen mit Zdenek Hoffman nicht das Original, sondern lediglich eine beglaubigte Kopie des Schenkungsvertrages über die Herstellungsrechte am Karlsbader Becher zur Verfügung gestellt wurde.

Die Firma Simpex Plus, die schon 1998 begonnen hatte, den Likör im südslowakischen Chotín zu produzieren, hat schon mehrere Sträuße vor Gericht mit den Karlsbadern ausgefochten. Zweimal hatte das Oberste Gericht in Bratislava dabei die einstweilige Verfügung des Kreisgerichts Nitra zur Einstellung der Likörproduktion wieder aufgehoben. Man kann also davon ausgehen, dass sich die Gerichte weiter mit diesem Streitfall befassen müssen. Bitter wird es für den, den ein mögliches finales Urteil im Kampf um den Karlsbader Bitter entsprechend aufstoßen wird.