Der legendäre Undergroundmusiker Mejla Hlavsa ist gestorben

Von der kommunistischen Staatsmacht war er wegen seiner Musik verfolgt, in den Neunzigerjahren hat er im Weißen Haus gespielt. Am Freitag letzter Woche starb im Alter von neunundvierzig Jahren die tschechische Undergroundlegende Milan "Mejla" Hlavsa. Ein kleines Portrait von Daniela Kralova.

Mit Kafkas K. hatte Mejla Hlavsa den Beruf gemeinsam: Mit Landvermessen hätte er ursprünglich sein Brot verdienen sollen, aber daraus wurde nicht viel. Und ähnlich wie K. konnte auch Hlavsa sein Lebensschicksal kaum vorausplanen. Die politische Situation der früheren Tschechoslowakei erlaubte es nämlich nicht.

1968 beteiligte sich Hlavsa - gerade siebzehnjährig - an der Gründung der Band The Plastic People of the Universe, die später zu einer der größten tschechischen Rocklegenden wurde. Die Erfolge, die die Band Ende der Sechzigerjahre feierte, weilten aber nicht lange, denn die Ära der sogenannten Normalisierung brachte ein Berufsverbot für die Musiker mit sich. Die Plastic People spielten aber weiter: heimlich, in privaten Dissidentenkreisen, zum Beispiel im Landhaus von Vaclav Havel.

1976 wollte aber die Staatsmacht auch die nur noch im Untergrund gespielte Musik nicht mehr weiter hören. Einige Mitglieder landeten in Haft, Mejla Hlavsa war unter ihnen. Verurteilt war er letztendlich nicht, verbrachte aber dennoch ein halbes Jahr in Untersuchungshaft.

Die politische Wende brachte auch eine Wende ins Leben des Rockmusikers. Er spielte abwechselnd in einigen Bands, die zum Teil recht erfolgreich waren. Vor drei Jahren feierte er mit den Plastic People of the Universe ein unerwartetes Comeback.

Auf einer Amerika Tournee vor etwa drei Jahren erfüllte sich Mejla Hlavsa ein Traum: Er trat gemeinsam mit Lou Reed auf, einem seiner bedeutendsten Vorbilder. Die Musik von Velvet Underground begleitete ihn oft in seinem Leben, er spielte sie auch in den Siebzigerjahren vor der Prager Undergroundszene. Lou Reed und Mejla Hlavsa traten gemeinsam im Weißen Haus auf: Sie musizierten auf einem Privatkonzert für Bill Clinton und Vaclav Havel.

Mejla Hlavsa beschritt in seinem Leben verschiedene Wege. Manche seiner Entscheidungen hielt er zwar nicht für glücklich, bereute sie aber nicht. In einem seiner letzten Interviews sagte er nämlich: "Ich weiß von vielen Fehlern, die ich gemacht habe. Das Leben ist aber genau aus dem Grund herrlich, dass man an dem, was bereits passiert ist, nichts mehr ändern kann. Man kann es nicht wie ein Tonband zurückspulen und irgendeine Sache nochmals aufnehmen."

Autor: Daniela Kralova
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