Dan Barta und Lenka Dusilova - Sänger des Jahres
Einen solchen Beifall haben die neu gekrönten Sänger des Jahres am Samstagabend geerntet. Eine ca. 200-köpfige Jury der Akademie der populären Musik entschied in einer Direktübertragung darüber, welcher der tschechischen Musiker mit der Plastik eines Engels ausgezeichnet wird. Martina Schneibergova fasst zusammen:
Bei der Verleihung der tschechischen Musikpreise bleibt die Spannung bis zum letzten Augenblick, denn die Jury entscheidet mittels einer Abstimmungseinrichtung über die Sieger in den einzelnen Kategorien. Nur über den Interpreten, der für seinen Beitrag zur tschechischen Musik in die sog. "Halle der Berühmten" aufgenommen wird, entscheiden die Jurymitglieder schriftlich.
Die Abstimmung war diesmal noch abenteuerlicher, weil wegen einem Computerfehler die Abstimmung in der Kategorie der Gruppe des Jahres abgebrochen wurde. Letztendlich siegte die Gruppe Monkey Business, die von der Jury gleichzeitig als eine Entdeckung des Jahres bezeichnet wurde. Nicht weniger spannend war die Abstimmung in der Kategorie Sängerin des Jahres, in der Lenka Dusilova siegte. Kaum überraschend war der mehrfache Erfolg von Dan Barta, der nicht nur Sänger des Jahres wurde, sondern auch für das beste Album und den besten Videoclip ausgezeichnet wurde.
Für die größte Überraschung des Abends sorgte jedoch Staatspräsident Vaclav Havel, als er im Publikum in dem Messepalast plötzlich auftauchte. Der Präsident überreichte der Familie seines verstorbenen Freundes, des Musikers Milan Hlavsa, den Preis. Hlavsa, Mitglied der legendären Undergroundgruppe Plastic People of The Universe, wurde in memoriam in die sog. "Halle der Berühmten" aufgenommen. Präsident Havel stellte bei dieser Gelegenheit fest, auch wenn er kein Musikkenner sei, könne er behaupten, dass er das Leben seines Freundes Mejla Hlavsa verstanden habe. Vaclav Havel fügte hinzu:
"Er war ein Musiker, der der Musik der Plastic People ihren geheimnisvollen Hauch jahrelang verliehen hat. Er beeinflusste bedeutend den beunruhigenden Stil der Gruppe, die meiner Meinung nach auf ihre tschechische Weise die Welt vor verschiedenen Katastrophen warnte. Die Plastic People waren keine Dissidenten, ihre Ambition war es nicht, Gegner des Regimes zu sein. Sie wollten frei leben und sich frei äußern, und dies hat das Regime am meisten gestört. Nach der Verhaftung der Plastic People haben sich viele Menschen in einer solidarischen Strömung zusammengeschlossen, die dann in die Charta 77 mündete."
Vaclav Havel erklärte abschließend, alles habe mit einem fast märchenhaften Happyend geendet, er sei Staatspräsident geworden und die Plastic People hätten anlässlich des 20. Jubiläums der Charta 77 auf der Prager Burg gespielt.