Der Literatur zur Liebe – ein grenzüberschreitender Autorenaustausch
Diese Woche stand die deutsch-tschechische Partnerschaft mal wieder im Mittelpunkt. Im Prager Literaturhaus fand eine Lesung anlässlich des frisch ins Leben gerufenen, grenzüberschreitenden Literaturaustauschs zwischen den Literaturhäusern in Prag und im bayerischen Sulzbach-Rosenberg statt. Die Lesung besucht hat Sina Stach.
Es ist Dienstagabend. In den kleinen Räumen des Prager Literaturhauses herrscht reges Treiben. Immer mehr Gäste strömen herein und versuchen noch einen der letzten Stühle zu ergattern. Der Grund: zwei deutsche Autoren sind zu Besuch, Bernhard Setzwein und Werner Fritsch, beide mit Tschechien biographisch und literarisch eng verbunden. Bernhard Setzwein liest aus seinem Roman „Die grüne Jungfer“. Ein bayerischer Bauunternehmer will mit Hilfe seines tschechischen Angestellten, Jiří, ein Grundstück in Tschechien ergattern. Vorurteile gepaart mit westlicher Arroganz und einer Priese Übermut kommen dabei sehr oft zum Vorschein.
„Wir blieben wo? Zurück, Jiří, ihr seid ein bisschen zurück geblieben! Aber das macht ja nichts. Im Gegenteil, ich glaube, das ist es, was euch so sympathisch macht. Im Übrigen ist das alles erklärbar, ich meine, dass ihr so hinterher hinkt. Alle nämlich, die ein bisschen Grips hatten bei euch, die sind ja ausgewandert.“
Setzwein spiegelt in „Die grüne Jungfer“ seine persönlichen Erfahrungen mit der Öffnung der Grenzen ’89 wieder. Auch für den zweiten Autor, Werner Fritsch, spielt die Grenzöffnung von damals eine bedeutende Rolle:
„Um Maria Himmelfahrt, anno 1993, brechen wir von der Hendelbühne aus auf. Vom Diesseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs, vom Ende der ehemaligen westlichen Welt also, um Bohumil Hrabal, den König der tschechischen Prosa, im nahen Böhmen zu besuchen.“
Fritsch las aus dem von ihm verfassten Nachwort zur Sammlung von Bohumil Hrabals zehn wichtigsten Romanen. Auf seiner Tschechienreise 1993 hat Fritsch den Schriftsteller Hrabal persönlich kennen gelernt und dadurch einen besonderen Einblick in das Leben des, wie er sagt, Autors von Weltformat bekommen. Die Lesung der beiden Autoren ist Teil einer grenzüberschreitenden Kooperation zwischen den Literaturhäusern in Prag und Sulzbach-Rosenberg. Was dahinter steckt, erklärt die Programmleiterin des Literaturarchivs Sulzbach-Rosenberg, Patricia Preuß:
„Wir im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg versuchen seit ein paar Jahren die tschechischen Literatur vorzustellen, also tschechische Autorinnen und Autoren einladen. Zum Beispiel war die hier schon sehr bekannte Radka Denemarkova bei uns und es war an der Zeit jetzt auch diese Beziehungen über die Grenze hinweg in einer anderen Facette weiter zu treiben.“
Das Hauptanliegen dieser Partnerschaft ist es also, die Wahrnehmung der tschechischen Literatur in Deutschland zu stärken und umgekehrt. Die Lesung war dafür schon einmal eine gute Basis.