Der Prager Wenzelsplatz stand am Dienstag unter dem Motto "Ja zu Europa!"

Vaclav Havel, Foto: CTK

Am kommenden Wochenende ist es soweit: Das erste Referendum in der Geschichte der Tschechischen Republik wird über den Beitritt des Landes zur Europäischen Union entscheiden. Und alle, die sich für oder gegen diesen Beitritt einsetzen, versuchen nun, ihren Ideen noch einmal einen letzten Schwung zu geben. Am Dienstag fanden auf dem Prager Wenzelsplatz gleich zwei Aktionen der EU-Befürworter statt. In beiden Fällen gab es Ansprachen von zahlreichen Prominenten, die sich für den EU-Beitritt einsetzen, und am frühen Abend begann ein großes Konzert unter dem Motto "Ja zu Europa". Einer der Redner: Ex-Präsident Vaclav Havel. Gerald Schubert war auf dem Wenzelsplatz dabei, und hat folgenden Stimmungsbericht mitgebracht:

Vaclav Havel,  Foto: CTK
"Ich möchte euch empfehlen, im Referendum über unsere Mitgliedschaft in der Europäischen Union wie ich 'Ja' zu sagen."

So lautete am Dienstag auf dem Prager Wenzelsplatz die eindeutige Stellungnahme des Tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel. Dieses "Ja", so Havel weiter, würde bedeuten, dass die Tschechen ihr Land der europäischen Kultur öffnen wollen, und dass dieses keine sonderbare Insel im zusammenwachsenden Europa bleiben solle. Und es würde auch bedeuten, all jenen keinen Raum zu geben, die lieber isoliert bleiben möchten, um hierzulande machen zu können, was ihnen beliebt. Die Stimmen, die von einem Souveränitätsverlust sprechen, seien unangebracht, so Havel. - Ja, manche würden ein Stück Souveränität verlieren; und zwar jene, die diese auch verlieren sollten. Doch die Souveränität aller ehrlichen Bürger, die würde im Gegensatz dazu in der EU sogar gestärkt, meinte der Ex-Präsident.

Wenn auch die kommunistische Partei die einzige Parlamentspartei ist, die offiziell dazu aufgerufen hat, beim Referendum am kommenden Wochenende den EU-Beitritt Tschechiens nicht zu unterstützen - kritische Töne gab es in letzter Zeit allemal. Vor allem aus der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Bürgerpartei ODS, sind immer wieder deutlich EU-skeptische Töne zu hören. Sie reichen von Kritik an der Pro-EU-Kampagne der sozialdemokratisch dominierten Regierung über die Ablehnung einer weiteren Vertiefung der Europäischen Integration bis hin zu eindeutigen Ankündigungen mancher ODS-Spitzenpolitiker, beim Referendum mit "Nein" zu stimmen. Und auch aus der Bevölkerung sind immer wieder Stimmen zu vernehmen, die diverse Ängste vor einem Beitritt Tschechiens ausdrücken.

Vaclav Havel,  Foto: CTK
Doch all dies heißt freilich nicht, dass die EU-Befürworter hierzulande nur im Lager der Regierung zu finden sind. Auch eine breite Palette von Bürgerinitiativen und Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind, stellt sich voll und ganz hinter den EU-Beitritt der Tschechischen Republik. Die Europäische Union, so der Tenor, ist zwar nicht das Paradies auf Erden, aber schließlich habe das auch niemand behauptet. Nun gehe es in erster Linie darum, im sich vereinigenden Europa nicht isoliert zu bleiben und die EU von innen her mitzugestalten.

Die großangelegte Aktion auf dem Prager Wenzelsplatz sollte jedenfalls am Dienstag noch einmal ein kräftiges Signal für Europa setzen. Die Partei "Europäische Demokraten", angeführt vom Prager Ex-Bürgermeister Jan Kasl, organisierte am Nachmittag eine Veranstaltung, auf der einige bekannte Personen aus Politik, Wissenschaft und Kunst erklärten, warum sie für den EU-Beitritt stimmen werden. Und am frühen Abend begann dann am unteren Teil des Wenzelsplatzes das große Konzert unter dem Motto: "Ja zu Europa".