In der Presse geblättert
Auf die Neujahrsrede des Präsidenten reagieren zwei tschechische Tagszeitungen in ihren Dienstagausgaben. Jitka Mladkova hat für sie darin geblättert.
Die auflagenstärkste Zeitung "Mlada fronta dnes" schreibt in ihrem Kommentar unter dem Titel " Moral - eine praktische Angelegenheit" u.a.:
Die peinlich genaue Einhaltung der Moral in den oberen Etagen der Macht ist u.a. unumgänglich für die Einhaltung der politischen Freiheiten.. Vor allem in einem korrumpierten Staat, in dem das Vertrauen in die Institution auf den Nullpunkt sinkt, wenden sich die Wähler gerne starken autokratischen Führern zu, denn sie hoffen durch deren Fähigkeit, dem Chaos ein Ende zu setzen.
Die linksliberal orientierte Tageszeitung "Pravo" schreibt zum selben Thema:
"Diesmal sprach zu uns vom Bildschirm ein Präsident - Gentleman. Wenn er schon ein Schwert der unbarmherzigen Kritik erhob, dann zielte er auf niemandes Brust, sondern schwenkte es in den Raum dieser unserer ganzen Welt, die so kompliziert ist und oft so hoffnungslos aussieht, dass wir sie nicht mehr verstehen können. Genauso wie Vaclav Havel, der seine Sympathisanten wieder nicht enttäuschte und seine Ansprache im Sinne eines populär stilisierten philosophischen Traktats zu einem vital ethischen Thema verfasste. Man muss gestehen, dass jene Art von Ansprache dieser besonderen Zeit entsprach, in der ein Jahrtausend ein anders Jahrtausend ablöste." Zitatende
In diesem Zusammenhang verweist die Pravo auf die Tatsache, dass Havel weder über die Innen- noch die Außenpolitik seines Landes sprach, und auch die Wirtschaftslage nicht erwähnte, wie dies andere Staatsoberhäupter tun. In seiner Aufzählung der Werte, die bei der Orientierung im Chaos der Welt helfen, habe er einen Wert nicht erwähnt, und zwar , Zitat: " die Gesetze, die in der parlamentarischen Demokratie eingehalten werden müssen, auch wenn sie manchmal problematisch sind, damit die fragile Institution des Staates nicht zusammenbricht."