„Der pünktlichste und verlässlichste Mensch“ – Helmut Berger erhält Filmpreis Kristián
Der österreichische Schauspieler Helmut Berger hat am Mittwoch in Prag einen Preis für sein Lebenswerk bekommen. Den so genannten „Kristián“ überreichte die Schauspielerin und Juryvorsitzende Dagmar Havlová beim Filmfestival Febiofest, also die Frau von Ex-Präsident Havel. Helmut Berger war im Kino Cinestar Anděl gleich dreifach zu bewundern: Live als Ehrengast und auf der Leinwand in seinem neuesten Film „Blutsfreundschaft“ sowie in Luchino Viscontis „Ludwig“, der zu Bergers berühmtesten Streifen zählt.
„Ahoj krásná Praha!“
Warum Berger den Kristián für sein Lebenswerk erhalten hat – oder wie es im Tschechischen heißt: für seinen Beitrag zur internationalen Kinematografie – erklärte Programmdirektor Štefan Uhrík in seiner Laudatio.
„Es gibt Schauspieler, die können uns mit ihrem Gesichtsausdruck, ihrem Blick oder mit einer einzigen Geste staunen lassen über die Zerbrechlichkeit und die Vergänglichkeit der Schönheit, ja der ganzen menschlichen Existenz. Helmut Berger gehört zweifellos zu diesen Schauspielern. Seine Rollen in Filmen wie ´Ludwig´, ´Die Verdammten´, ´Die romantische Engländerin´, ´Das Bildnis des Dorian Gray´ und nicht zuletzt in ´Blutsfreundschaft´ werden uns Zuschauern für immer erhalten bleiben.“Zur Verleihung war auch Regisseur Peter Kern gekommen, der erklärte, warum er die Hauptrolle in seinem Film „Blutsfreundschaft“ mit Helmut Berger besetzt hat:
„Weil Helmut Berger einen Teil seines Lebens offenbart auf der Leinwand. Er braucht nicht mehr zu spielen. Er reißt sich das Herz aus und denkt und ist. Und das macht ihn so besonders, weil er das, was er auf der Leinwand sagt, auch lebt.“Der Wahnsinn, so Kern, spiele sich bei Berger folglich eben nicht nur auf der Leinwand, sondern manchmal auch im wahren Leben ab. In Kerns „Blutsfreundschaft“ verkörpert Berger einen alten Homosexuellen, der als Kind seinen Freund an die Nationalsozialisten verraten hat. Er kümmert sich um den jungen arbeitslosen Alex, der von zu Hause ausgezogen ist und in der Neonazi-Szene Zuflucht sucht. Entgegen der verbreiteten Klischees über Berger berichtete Regisseur Kern über die Dreharbeiten nur Positives:
„Es war eine wunderschöne Arbeit. Er war der pünktlichste und verlässlichste Mensch. Alle freuten sich, mit ihm zu spielen. Er war aufregend, er war da – präsent auf der Leinwand. Er hat auch mit diesem Film ein großes Comeback auf der ganzen Welt erreicht.“Für Berger ist der Kristián des Febiofests bereits die zweite Auszeichnung, die er für sein Gesamtwerk erhält. 2007 hatte der Österreicher dafür den Special Teddy Award erhalten, den Queer-Filmpreis der Berlinale.