„Dichter der Kinoleinwand“: Vor 100 Jahren kam Regisseur František Vláčil zur Welt

František Vláčil

Seine Filme „Markéta Lazarová“ und „Údolí včel“ (Das Tal der Bienen) gelten als höchste tschechische Leinwandkunst. Auch deswegen wurde Regisseur František Vláčil beim Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Geboren wurde er am 19. Februar 1924 in Český Těšín / Tschechisch Teschen.

František Vláčil | Foto: © Barrandov Studio a.s.

Vláčil gelangte erst auf Umwegen zum Kino. Zunächst lernte er an der Kunstgewerblichen Fachhochschule in Prag, danach studierte er Kunstgeschichte und Ästhetik an der Masaryk-Universität in Brno / Brünn. Zwar verdiente er sich während des Studiums nebenher als Animateur für Zeichentrickfilme etwas hinzu. Doch erst im Militärdienst wurde die Filmproduktion auch zu seinem Beruf. Denn František Vláčil verbrachte sieben Jahre bei der Armee und drehte Lehr- und Propagandastreifen.

Ende der 1950er Jahre wurde man bei den renommierten Studios Barrandov in Prag auf ihn aufmerksam. In späteren Interviews hat er stets betont, er sei dort der einzige Regisseur gewesen, der nie als Assistent gearbeitet und keine Filmhochschule abgeschlossen hatte. Sein erstes Kinowerk entstand 1960, es hieß „Holubice“ (Die Taube). Damit stieß Vláčil sofort in die Riege hervorragender Regisseure der Tschechoslowakischen Neuen Welle vor. Der Streifen „Holubice“ wurde in Venedig ausgezeichnet. Als Nächstes legte er 1961 die Historienballade „Ďáblova past“ (Die Teufelsfalle) vor.

Wichtigster tschechischer Film des Jahrhunderts

Film Marketa Lazarová | Foto: Bonton

Die größte Anerkennung brachte František Vláčil ein weiterer Historienfilm: das Mittelalterdrama „Markéta Lazarová“, in der die slowakische Schauspielerin Magda Vášáryová als Markéta ihr Debüt auf der Kinoleinwand gab. In großartige Bilder gepackt, wurde dieser poetische Actionstreifen von den Kritikern später zum besten tschechischen Film des 20. Jahrhunderts gewählt.

Vier Jahre lang dauerte es von der ersten Drehbuchversion bis zur Premiere im Jahr 1967. Hervorragende Designer wie Theodor Pištěk und Jan Koblasa arbeiteten mit an dem Werk. Letztlich wurde „Markéta Lazarová“ der teuerste tschechoslowakische Film der 1960er Jahre, er kostete zwölf Millionen Kronen und damit fünfmal mehr als normalerweis die damaligen Kinoproduktionen im Land.

Um die Rekordausgaben wieder wettzumachen, wurde Vláčil gezwungen, Kostüme und Kulissen in einem weiteren Historienfilm zu verwenden. So entstand „Údolí včel“ (Das Tal der Bienen).

Psychiatrische Behandlung und Drehverbot

1969 drehte der Regisseur noch „Adelheid“, ein Film über die Nachkriegszeit. Dann gab er aber aus Protest gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes sein Parteibuch ab, was ihm das Regime übel nahm – in der Folge durfte er nur noch Kurzdokus produzieren. Er begann zu trinken, und mehrfach musste er wegen Depressionen psychiatrisch behandelt werden.

František Vláčil | Foto: Tschechisches Fernsehen

Später wurde ihm zunächst erlaubt, zumindest Kurzfilme für Kinder zu drehen. 1976 kam dann mit „Dým bramborové natě“ (Der Rauch des Kartoffelfeuers) eine weitere abendfüllende Produktion von Vláčil in die Kinos. Es folgten weitere Erfolge wie unter anderem „Stíny horkého léta“ (Schatten eines heißen Sommers) oder „Koncert na konci léta“ (Konzert zu Ende des Sommers), eine Biographie des Komponisten Antonín Dvořák. Sein letzter Film war „Mag“ (1988), der aber sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern durchfiel. Dennoch wurde Vláčil noch im selben Jahr zum „nationalen Künstler“ ernannt.

Weitere Auszeichnungen folgten nach der politischen Wende. 1994 wurde er beim Filmfestival in Karlsbad für seinen Beitrag zum tschechischen Kino ausgezeichnet und vier Jahre später für seinen Beitrag zur Welt-Kinematographie. Vláčil war auch Präsident der Tschechischen Film- und Fernsehakademie (Česká filmová a televizní akademie). Er starb am 28. Januar 1999 in Prag. In Memoriam ehrte ihn das tschechische Kulturministerium noch 2013 für seine Leistungen im Bereich Film.

schlüsselwörter:

Verbunden