Die Ausbau-Pläne des Prager Flughafens
Immer mehr Fluggäste, immer mehr Destinationen – der Václav-Havel-Flughafen in Prag boomt. Demnächst dürften aber die Grenzen des Wachstums erreicht sein. Deswegen plant die Flughafenleitung einen Ausbau, inklusive einer neuen Start- und Landebahn.
„Derzeit liegt die Kapazität bei 17 Millionen Passagieren im Jahr. Das haben wir dadurch erreicht, dass wir den Flughafen im bestehenden Rahmen schrittweise ausgebaut haben. Allerdings können wir in den vorhandenen Bauten nicht mehr weiterwachsen. Deswegen bestehen langfristige Entwicklungspläne, die wir in den kommenden Jahren umsetzen wollen. Die Pläne sehen unter anderem den Bau einer neuen parallelen Start- und Landebahn vor sowie eine Vergrößerung des Terminals 2. Wenn 2026 die neue Start- und Landebahn fertig sein wird, erhöht sich die Kapazität auf 21 Millionen Passagiere im Jahr.“
Kapazitätsgrenzen erreicht
Seit gut fünf Jahren boomt der Flughafen im Prager Stadtteil Ruzyně. Dabei ist das Transitaufkommen relativ klein, wie Roman Pacvoň ausführt:„Der Anteil an Transitreisenden ist wirklich sehr gering. Es sind nur einige wenige Prozent. Das heißt, die ankommenden Reisegäste wollen vor allem nach Prag. Für den Anstieg gibt es mehrere Gründe. Zum einen wächst die tschechische Wirtschaft. Den Menschen hierzulande geht es gut, und sie geben mehr Geld für Reisen aus. Zum anderen erweitern wir unser Angebot. Wir verhandeln mit den Fluggesellschaften, neue Anbieter kommen hierher. Und gemeinsam können wir so die Kapazitäten der Fluggesellschaften erhöhen sowie die Zahl der Flüge auf den Routen. Dadurch wächst die Konkurrenz, und die Flugpreise fallen. Das macht das Fliegen für eine größere Zahl Menschen attraktiv.“
Mehr Menschen nehmen also den Luftweg. Dabei liegt ein Zielland ganz klar vor den anderen.„Die meisten Fluggäste haben wir auf den Routen aus und nach Großbritannien. Das ist für uns mit Abstand der größte Markt. 2018 machte er 20 Prozent aller Passagiere aus, es waren insgesamt zwei Millionen Reisegäste“, so der Sprecher.
Auf dem zweiten Platz landete im vergangenen Jahr Italien mit 1,3 Millionen Passagieren, gefolgt von Russland, Spanien und Deutschland (jeweils knapp 1,2 Millionen Fluggäste). Laut Roman Pacvoň dürfte der bevorstehende Brexit die bisherige Marktaufteilung nicht grundlegend verändern. Allerdings könnte eine Schwächung des britischen Pfunds dazu führen, dass die Bürger des Vereinigten Königreichs nicht mehr so zahlreich fliegen. Kein Wunder aber, dass an der Spitze der beliebtesten Flugziele ab Prag bisher unangefochten die britische Hauptstadt liegt:
„Die Flüge nach London und von dort nach Prag haben insgesamt das höchste Passagieraufkommen. Auf den weiteren Plätzen folgen traditionell Paris und Moskau. Wenn man sich aber die Zahlen für Januar und Februar dieses Jahres anschaut, dann gehört auch Dubai zu den Top Five. Das zeugt davon, dass es die Menschen im Winter in wärmere und exotische Länder zieht, also außerhalb Europas.“London führt als Reiseziel
Und in diesem Jahr kommen weitere neue Reiseziele hinzu. Bei den Fernverbindungen seien dies vor allem Flüge nach Newark in den USA, so Pacvoň:
„Der Flughafen Newark liegt in der Metropolregion New York. Das heißt, wir bieten ab Juni eine Direktverbindung zum Big Apple an. Der Betreiber ist United Airlines, damit werden wir dann auch alle drei großen amerikanischen Fluggesellschaften hier in Prag haben. Bei den kürzeren Distanzen möchte ich Casablanca in Marokko erwähnen und Florenz in Italien.“Über 160 Orte steuerten die Maschinen aus Prag im vergangenen Jahr an. Zuletzt sind beispielsweise auch Direktflüge nach China hinzugekommen. Für weitere Fernverbindungen setzt sich sogar Premier Andrej Babiš (Partei Ano) ein. Bei seiner diesjährigen Südostasienreise vereinbarte der Regierungschef die erste Direktverbindung zwischen Prag und Bangkok. All das klingt sehr danach, als würde der Václav-Havel-Flughafen auch in naher Zukunft weiterwachsen. Doch da ist man wieder beim Problem der Kapazitäten und dem geplanten Ausbau. Der Flughafensprecher erläutert:
„Die langfristige Entwicklung des Flughafens betrifft drei Bereiche. Das ist zum einen die bereits erwähnte neue parallele Start- und Landebahn. Sie soll zwischen den Jahren 2023 und 2026 erbaut werden. Des Weiteren geht es um eine Erweiterung des Terminals 2. Dies soll in mehreren Etappen ab 2024 geschehen. Drei Jahre später könnte der erste Anbau stehen. Und als Drittes wollen wir den Außenbereich vor den Terminals vergrößern.“Neue Start- und Landebahn
Die Pläne für eine Vergrößerung des Terminals 2 arbeitet eine deutsche Firma aus. Es ist die Planeground Airport Consulting aus Köln. Demnach soll die Zahl der Flugzeugstellplätze von derzeit 50 auf 75 wachsen. Das erhöht auch die Andockmöglichkeiten für große Maschinen vom Typ Airbus 380 – und zwar auf 18 Plätze. Außerdem sollen den Passagieren mehr Schalter zur Verfügung stehen. Angedacht sind 170 anstatt der bisherigen 60.
Den größten Streit gibt es allerdings um die neue Start- und Landebahn. Stichwort: Fluglärm.„Mit diesem Problem beschäftigen wir uns. Vor allem beobachten wir die Werte und achten sehr darauf, in keinem Fall die gesetzlich festgeschriebenen Limits zu überschreiten. In der neuesten Zeit, seit der Lärmpegel gemessen wird, ist das noch nicht passiert. Allgemein wächst im Himmel über Europa die Zahl der Flugbewegungen. Das kann in Zukunft zu mehr Lärm führen. Uns liegt aber sehr an der Lebensqualität in der Umgebung des Prager Flughafens. Deswegen ergreifen wir unterschiedliche Maßnahmen. Dieses Jahr wollen wir die Zahl der Flugbewegungen in der Nacht einschränken. Das ist die Zeit, in der die Menschen den Lärm am stärksten wahrnehmen“, sagt Roman Pacvoň.
Tatsächlich haben einige Außenbezirke Prags gegen die neue Start- und Landebahn geklagt. Sie befürchten eben gerade einen Anstieg des Lärmpegels. Schließlich dürften dann fast doppelt so viele Flugzeuge wie heute starten und landen. Die Klage wanderte hoch bis zum Obersten Verwaltungsgericht, dort wurde sie aber abgewiesen. Wie die Richter sagten, seien sie nicht zuständig, in dieser Frage zu urteilen. Solange nicht gegen Gesetze verstoßen werde, läge die Entscheidung auf politischer Ebene, hieß es.Der Ausbau des Flughafens soll insgesamt übrigens bis zu 27 Milliarden Kronen kosten, das sind über eine Milliarde Euro.