Die Barrandov-Studios werden 75

Barrandov studios
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Pan Tau, Amadeus, Kolja. Alle diese Streifen wurden in den legendären Barrandov-Studios gedreht, die zu den größten in Europa gehören. Barrandov betreibt zehn Ateliers mit einer Fläche von insgesamt 9248 Quadratmetern. Die Filmateliers blicken mittlerweile auf eine lange Geschichte zurück, ihre Gründung jährt sich nun schon zum 75. Mal.

Der neue James Bond-Film Casino Royale hat gleich zwei Premieren zu bieten: Zum ersten Mal schlüpft Daniel Craig in die Rolle des martinischlürfenden englischen Doppel- Agenten und zum ersten Mal wurde ein James Bond-Film auf den Prager Strassen und in den Prager Barrandov-Studios gedreht, die nun schon seit 75 Jahren die erste Adresse für tschechische aber immer mehr auch für ausländische Filmproduktionen ist. Insgesamt wurden schätzungsweise etwa 2.500 tschechische und ausländische Filme gedreht. James Bond ist nicht die erste internationale Produktion, die in Prag verwirklicht wurde. In den letzten zehn Jahren überwiegen ausländische Filme in den Ateliers an der Moldau sogar. Zu den bekanntesten internationalen Filmen, die hier entstanden sind, gehören der preisgekrönte Film Amadeus, den Milos Forman in den achtziger Jahren drehte, Brian de Palmas Actionstreifen Mission Impossible, mit Tom Cruise in der Hauptrolle oder Oliver Twist von Roman Polanski aus dem Jahr von 2004. Die Filmemacher schätzen die komplexen Möglichkeiten, die das gesamte Areal in Barrandov bietet, aber vor allem auch den architektonischen Reichtum der Stadt Prag. Der Regisseur des neuen James Bond-Films, Martin Campbell, erklärt, warum er Prag als Drehort gewählt hat:

"Wir sind nach Prag gekommen, weil es im neuen Bondfilm viele Szenen gibt, die gut in Prag gedreht werden können."

Als die Brüder Milos und Vaclav Havel, letzterer ist Vater des früheren tschechischen Präsidenten und Schriftstellers Vaclav Havel, 1931 im Prager Stadtteil Barrandov die ersten Filmstudios errichteten, konnten sie nicht ahnen, dass diese sich zu einem der größten und bekanntesten Orte für Filmproduktionen aller Art in Europa entwickeln würden. In den dreißiger Jahren wurde Barrandov zum wichtigsten Filmproduktionsort in der Tschechoslowakei. Nach der Besetzung des Landes durch die Deutschen wurden die Filmstudios konfisziert und unter deutsche Leitung gestellt. In den letzten Kriegsjahren wurden viele Filmprojekte wegen der alliierten Fliegerangriffe aus deutschen Städten nach Prag verlegt, wo während des Krieges 82 (deutsche und tschechische) Filme gedreht wurden. Nach dem Krieg erhielten die ehemaligen Besitzer die Ateliers aber nicht zurück, weil die gesamte Filmproduktion in der Tschechoslowakei im Herbst 1945 verstaatlicht wurde. Eine Blüte erlebten die Barrandovstudios in den sechziger Jahren als junge Regisseure wie Jiri Menzel und Milos Forman den tschechischen Film auch international etablierten. In Deutschland sind vor allem die Koproduktionen des tschechischen und deutschen Fernsehens bekannt. Pan Tau, Luzie der Schrecken der Strasse oder Arabella, in Deutschland als die Märchenbraut bekannt, wurden auf dem Hügel oberhalb der Moldau produziert.