Dürfen wir auf Schneefall hoffen? Rund um Weihnachten gehört das auch in tschechischen Wetterberichten zu den am häufigsten diskutierten Fragen – wenn es nicht gerade schneit. Wo bleibt da die Objektivität des Berichterstatters? Es soll ja Menschen geben, die sich durchaus keinen Schneefall wünschen. Vor allem in Tschechien, wo ein Fünftel der Bevölkerung in den beiden größten Städten Prag und Brünn lebt, muss man solche Menschen vermuten, denn Großstädte verwandeln die weiße Pracht bekanntlich schnell in braunen Matsch.
Ein anderes Objektivitätsproblem gibt es in den Wetterberichten der meisten tschechischen Medien zu absolut jeder Jahreszeit, und zwar täglich: die so genannte biometeorologische Vorhersage. Sie besteht im Wesentlichen darin, dass die Quintessenz des Wetterberichts am Ende in eine Zahl von eins bis drei gegossen wird, damit man bereits morgens weiß, wie man sich tagsüber fühlen wird. Eins heißt leichte Belastung, zwei heißt mittlere Belastung, drei heißt starke Belastung. Ungewöhnlich niedrige oder ungewöhnliche hohe Temperaturen, zu schnell fallender oder zu schnell steigender Luftdruck, starker Wind, zu heftige oder ausbleibende Niederschläge – all das bringt Punktabzüge.
Doch selbst wenn nichts dergleichen zu erwarten ist, wenn das Wetter der Jahreszeit entsprechend und in jeder Hinsicht ideal ist, bleibt es bei der Bestnote Eins: leichte Belastung. Dass das Wetter einmal überhaupt nicht belasten oder sich sogar positiv auf uns auswirken könnte, das ist in diesem System nicht vorgesehen. Eine klare Stellungnahme gegen das Wetter also, und damit eine Abkehr vom Objektivitätsprinzip.
Aber die biometeorologische Vorhersage wird hierzulande wahrscheinlich ohnehin nicht besonders ernst genommen. Denn dass das Wetter prinzipiell schlecht sein sollte, das erinnert doch zu sehr an einen alten Witz aus kommunistischen Tagen: Was sind die vier größten Probleme der Planwirtschaft? Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Biometeorologische Politanalyse, ganz subjektiv.