"Die gestrige Angst" - Buch über tschechisch-deutsche Beziehungen auf Deutsch erschienen

Bereits 2003 ist Josef Skrabeks Buch "Vcerejsi strach" - "Die gestrige Angst" in Tschechien erschienen. Der Autor untersucht darin die deutsch-tschechischen Beziehungen vor allem während der Jahre 1938-1946 aus der Sicht eines Tschechen, der im Sudetenland gelebt hat. Jetzt können auch endlich die deutschsprachigen Leser in den Genuss dieses Werkes kommen, das versucht, beiden Seiten gerecht zu werden.

"Deutsche und Tschechen - Schwierige Nachbarschaft in der Mitte Europas. Ein autobiographischer Essay" lautet der Untertitel, der bereits verrät, worum es in Skrabeks Buch in erster Linie geht: eine zwar persönliche, aber differenzierte Untersuchung des schwierigen tschechisch-deutschen Verhältnisses während der Nazizeit und der Vertreibung der Sudetendeutschen, aber auch in der Zeit davor. Abseits von einseitigen Betrachtungen und Schuldzuweisungen versucht der 1928 geborene und in der Nähe von Karlsbad aufgewachsene Autor, Fehler, Hoffnungen und Illusionen auf beiden Seiten aufzudecken. Bei der Komposition des Buches bediente er sich unterschiedlicher Mittel: persönliche Erinnerungen, Berichte von Zeitzeugen und Tagebuchaufzeichnungen kommen zur Geltung, ebenso Dokumente und geschichtswissenschaftliche Arbeiten, die das collageartig gestaltete Buch einerseits abwechslungsreich und vielschichtig, andererseits aber auch gut lesbar machen sollen. Skrabek erhofft sich einiges von seinem Buch:

"Die Leute sollen mehr erfahren und durch ihr Wissen zu mehr Toleranz und Verständnis kommen, sich mit der Vergangenheit versöhnen und endlich keine Angst mehr voreinander haben."

Josef Skrabek
In Tschechien gelang dem Autor mit der Veröffentlichung ein Achtungserfolg. Neben vereinzelten kritischen Stimmen, die ihm vorgeworfen haben, zu sehr aus der sudetendeutschen Perspektive zu berichten, war die Aufnahme insgesamt überraschend positiv. Vor kurzem ist "Die gestrige Angst" im Dresdner Neisse Verlag erschienen und damit nun auch endlich einem deutschsprachigen Publikum zugänglich. Ende September präsentierte Josef Skrabek im Dresdner Goethe-Institut sein Werk zum ersten Mal vor einer deutschen Hörerschaft. Zu den Reaktionen meint er:

"Die Leute, die sich zur Diskussion gemeldet haben, haben sich sehr positiv geäußert. Ich weiß nicht, ob vielleicht jemand dabei war, der negative Gefühle hatte und einfach nicht sprechen wollte. Eines aber gefällt mir nicht: Manche Leute schweigen, wenn sie mit etwas unzufrieden sind. Andere wiederum sind nur mit einer Kleinigkeit unzufrieden, äußern sich aber sehr aggressiv und machen alles schlecht."

"Die gestrige Angst" - dieser Titel lässt darauf schließen, dass es sich bei der "schwierigen Nachbarschaft" um eine Thematik handelt, die in der heutigen Zeit passe sein sollte. In der Tat stellt Skrabek den derzeitigen tschechisch-deutschen Beziehungen ein positives Zeugnis aus:

"Dass auf beiden Seiten das Interesse an den deutsch-tschechischen Beziehungen zurückgeht, ist für mich als Autor zwar eine traurige Sache, aber als Mensch bin ich froh, denn das bedeutet, dass sich diese Beziehungen normalisiert haben."