Die „Hummel“ ist 60: Tschechoslowakisches Flugzeug Čmelák startete 1963 zum Erstflug

Die Let-37 Čmelák – auf Deutsch „Hummel“ – war das erste tschechoslowakische Agrarflugzeug, das für das Besprühen von Feldern entwickelt wurde. Es wurde von den Unternehmen Let Kunovice und Moravan Otrokovice konstruiert. Vor genau 60 Jahren, am 29. Juni 1963, startete die „Hummel“ zu ihrem Erstflug. Der Tiefdecker spielte auch in einigen Filmen eine Rolle.

Das gelbe Flugzeug Namens Čmelák kennt hierzulande der Großteil der Bevölkerung – vor allem wegen der Filmkomödie „Heimat, meine süße Heimat“ (Vesničko má, středisková) von Jiří Menzel. Mit dem kleinen Agrarflug zu fliegen, war jedoch alles andere als romantisch. Petr Jarocký ist Chefpilot bei Aircraft Industries, dem Nachfolgeunternehmen von Let Kunovice. Er absolvierte unzählige Flüge mit der „Hummel“:

Die ehemaligen Piloten des Flugzeugs Petr Jarocký und Josef Studený | Foto: Michal Sladký,  Tschechischer Rundfunk

„Es gab viele Katastrophen. Jedes Jahr nahmen wir an mehreren Begräbnissen von unseren Kollegen teil. Der Motor war unterdimensioniert, und das Gewicht war halt so, wie es war. Ein Flug war wirklich ein Risiko. Ich nehme mein ganzes Leben lang an Testflügen teil. Das ist keine einfache und vor allem eine gefährliche Tätigkeit. Ich denke aber, dass das Fliegen mit der Hummel noch gefährlicher war.“

Pilot Josef Studený ergänzt seinen Kollegen:

„Es war ein gutes Flugzeug – aber nur bei guten Bedingungen. Dem Piloten verzieh die Maschine keinen einzigen Fehler.“

Beim Besprühen der Felder flogen die Piloten etwa drei bis fünf Meter über der Erde. Und das war sehr anspruchsvoll. Pilot Studený:

Foto: Michal Sladký,  Tschechischer Rundfunk

„Als wir mit der Ausbildung an der Fliegerschule in Holešov begannen, zeigte man uns gleich am Anfang ein Fotoalbum mit 50 ehemaligen Mitarbeitern, die bei Flügen mit der Hummel verunglückt waren. Wenn das Flugzeug überlastet war, reagierte der Motor mit starkem Lärm. Jeder von uns kennt einen Mitschüler, der ums Leben kam, weil er im Flugzeug verbrannte. Einmal löste sich ein Kolbenbolzen an einem der Zylinder, während ich flog. Zum Glück geschah das in einer Phase des Flugs, wo ich die Last abwerfen konnte und schon nahe dem Flugplatz war, sodass ich dort noch landen konnte. Wäre das eine Minute später passiert, wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben.“

Derzeit kann man eine „Hummel“ kaum mehr über einem Feld erleben. Es ist jedoch möglich, das Flugzeug im Luftfahrt-Museum in Kunovice aus nächster Nähe zu besichtigen. Dort werde eines der ältesten Exemplare überhaupt gezeigt, merkte Museumsleiter Martin Hrabec in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an:

Museumsleiter Martin Hrabec | Foto: Michal Sladký,  Tschechischer Rundfunk

„Bestandteil unserer Sammlungen ist die Čmelák Z-37. Sie ist eines der ersten Exemplare, die konstruiert wurden. Es ist interessant, dass es das einzige Flugzeug in unserem Museum ist, das kein tschechisches oder tschechoslowakisches Luftfahrzeugkennzeichen hat – denn es ist eine Maschine aus Ostdeutschland.“

Insgesamt wurden mehr als 700 Čmelák-Flugzeuge in Mähren hergestellt.  Sie wurden nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, in Indien sowie im Irak eingesetzt.

Foto: Veronika Žeravová,  Tschechischer Rundfunk