Die jubilierende Burg und das Flamenco-Schloss laden ein: Křivoklát und Mníšek pod Brdy

Křivoklát (Foto: CzechTourism)

Die Tore zu den tschechischen Burgen und Schlössern wurden für Touristen in den letzten Jahren meist erst im April aufgesperrt. Im Großen und Ganzen gilt dies für die Mehrheit der vom Staat verwalteten Sehenswürdigkeiten auch weiterhin. Doch auf einigen der alten Herrschaftssitze versucht man den Besuchern entgegenzukommen: Der Kastellan zückt dort seinen Schlüsselbund auch in den Wintermonaten – wie beispielsweise auf der mittelalterlichen Burg Křivoklát oder dem Schloss Mníšek pod Brdy, beides nicht weit von Prag entfernt gelegen.

Křivoklát / Pürglitz ist eine der ältesten Burgen der böhmischen Fürsten und Könige. Errichtet wurde sie im 12. Jahrhundert. Im Spätmittelalter ließ König Wenzel IV. den Herrschaftssitz in Mittelböhmen umbauen. Einige Mal wurde Křivoklát durch Brände beschädigt. Doch für die heutigen Besucher ist viel erhalten geblieben. Sie können unter anderem die herrliche Burgkapelle, den Königs- und den Rittersaal mit einer Ausstellung gotischer Kunst, das einstige Gefängnis sowie den monumentalen Turm mit einer Sammlung von Jagdtrophäen besichtigen. Die unweit der Stadt Beroun gelegene Burg kann man dieses Jahr auch erstmals im Winter besuchen. Man wolle testen, wie hoch das Interesse für die Besichtigung während der Wintermonate ist, sagt der Kastellan der Burg, Luděk Frencl:

Křivoklát  (Foto: CzechTourism)
„Wir haben seit dem 5. Januar geöffnet. An diesem Tag wurde die Weihnachtssaison mit verschiedenen Sonderveranstaltungen beendet. Die Wintersaison dauert bis zum 27. März. In der Wintersaison ist die Burg nur von Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr für Besucher zugänglich. Die Hauptsaison mit erweiterten Öffnungszeiten beginnt am 28. März.“

Allerdings können im Winter keine Einzelbesucher kommen. Nur Gruppen von mindestens zehn Personen werden akzeptiert, und das auch nur nach vorheriger Anmeldung. Der Grund ist simpel: In der Burg muss zuerst geheizt werden, sonst frieren die Besucher. Kastellan Frencl über die Besuchsmöglichkeiten im Winter:

„Die Führungen werden in der Regel in Tschechisch, Englisch und Russisch angeboten. Deutschsprachige Führungen gibt es auch, aber die Zahl der deutschen Touristen ist in letzter Zeit gesunken, Deutsch ist nicht mehr so gefragt wie früher. Wenn aber deutsche Besucher nicht an einer englischen Führung teilnehmen wollen, sind wir imstande, die Touristen auch in Deutsch durch die Burg zu führen.“

Křivoklát  (Foto: Archiv Radio Prag)
Die gotische Burg wird in diesem Jahr sogar im Mittelpunkt des politischen Geschehens stehen: Im Rahmen der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft treffen am 15. April die EU-Umweltminister zu einer Tagung in Křivoklát zusammen. Zudem wird der einstige Fürstensitz zwei Jubiläen begehen, erzählt der Kastellan:

„Křivoklát wurde wahrscheinlich 1109 oder 1110 gegründet, wie Kosmas in seiner Chronik schreibt. Wir feiern also das 900. Jubiläum und dazu bereiten wir eine Reihe von Veranstaltungen vor. Die Feierlichkeiten werden dieses Jahr beginnen und nächstes Jahr fortgesetzt. Neben dem Gründungsjubiläum gibt es noch einen weiteren Jahrestag – denn vor 80 Jahren hat der tschechoslowakische Staat die Burg gekauft. Starten werden die Jubiläumsfeiern am 1. Juli.“

Falls Sie Křivoklát noch im März besuchen wollen, sollten Sie sich im Voraus bei der Burgverwaltung anmelden - per Mail oder telefonisch. Wie Kastellan Luděk Frencl bemerkte, locken die mittelalterlichen Räumlichkeiten auch viele Heiratslustige an. 120 bis 150 Hochzeiten finden jedes Jahr statt, etwa zehn Prozent davon bestellen Ausländer.

Mníšek pod Brdy  (Foto: Archiv Radio Prag)
Das Städtchen Mníšek pod Brdy liegt etwa zwölf Kilometer südlich von Prag. Wie die Burg Křivoklát ist auch das dortige Schloss im Winter für Besucher geöffnet. Die dortigen Räumlichkeiten sind im Stil der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingerichtet. Kastellanin Jana Digrinová:

„Für uns Tschechen ist dies die Zeit der Ersten Republik. Aber auch für ausländische Besucher kann es interessant sein, sich anzuschauen, wie der böhmische Kleinadel in den Jahren 1918 bis 1938 lebte. Das Schloss ist von vielen Legenden umwoben. Der Gründer des heutigen Schlosses oder genauer gesagt derjenige, der die Schlossruinen 1655 gekauft hat, war ursprünglich ein armer Mann. Er bearbeitete Sohlenleder für die kaiserliche Armee. Damit verdiente er letztlich viel Geld. Erst dann wurde er in den Adeligenstand erhoben.“

Dieser Mann namens Servác Engel von Engelsfluss ließ das verwüstete Schloss in den Jahren 1656 bis 1672 gründlich renovieren. Ein weiterer tief greifender Umbau wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Damals besaß Theodorich Freiherr Kast von Ebelsberg das Schloss. 1945 wurde der Herrensitz geplündert und vom Staat konfisziert. Seit dem Jahr 2000 wird das historische Gebäude vom Denkmalschutzamt verwaltet.

Das Schloss in Mníšek pod Brdy ist seit Februar für die Öffentlichkeit geöffnet. Kastellanin Jana Digrinová:

Mníšek pod Brdy  (Foto: Archiv Radio Prag)
"Wir sind flexibel und bemühen uns den Besuchern maximal entgegenzukommen. Normalerweise ist das Schloss im Winter nur an Wochenenden von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Wenn jemand aber das Interesse hat, das Schloss an einem anderen Tag zu besichtigen, und reserviert die Führung im Voraus bei uns, sind wir natürlich bereit, ihm das Schloss zu zeigen. Für ausländische Besucher stehen fremdsprachige Texte zur Verfügung, aber inzwischen haben wir auch Mitarbeiter, die fremdsprachige Führungen machen können. Die ausländischen Touristen haben aber, ehrlich gesagt, Mníšek pod Brdy noch nicht wirklich entdeckt. Es kamen nur einige russische Reisegruppen sowie einzelne Besucher aus Deutschland oder Großbritannien. Wir wollen uns künftig stärker als bislang auf das Angebot für ausländische Besucher orientieren.

Dass die Ausländer das Schloss in Mníšek pod Brdy noch nicht entdeckt haben sollen, das muss man jedoch relativieren. Denn unter den Flamenco-Liebhabern aus dem In- und Ausland ist Mníšek pod Brdy durchaus ein Begriff. Seit 2005 findet in dem Ort und auch auf dem Schloss jeden Sommer ein internationales Flamenco-Festival statt, bei dem es an ausländischen Besuchern nicht mangelt.

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