Die Met erobert Žižkov

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Während dieser Melodie eilten die zu spät kommenden Zuschauer während der letzten Monate an acht Samstagabenden auf ihre Plätze im Kino Aero. Kurz darauf begann die Opernvorstellung oder genauer gesagt die Live-Übertragung aus der Metropolitan Opera in New York. Hätte mir jemand noch vor einem Jahr gesagt, dass sich das Kino Aero zu einem Treffpunkt der Prager Opernfans verwandeln würde, hätte ich ihn für einen Verrückten gehalten. Denn das im Stadtteil Žižkov gelegene Lichtspieltheater gilt als ein alternatives Programm-Kino, das vorwiegend von jungem Publikum besucht wird.

Kino Aero
Im Dezember vergangenen Jahres schloss sich das Kino Aero dem 2006 von der New Yorker Met initiierten Projekt „Live in HD“ an. Die Abkürzung steht für High Definition, also eine besonders hohe Bild- und Tonqualität. Im Rahmen des Projektes werden ausgewählte Opernvorstellungen in Hunderte Kinos auf der ganzen Welt übertragen. Das Prager Kino war das erste Kino in einem ehemaligen Ostblockland, das sich an dem Projekt beteiligt hat.

Der Mut der Kinobetreiber aus Prag hat sich gelohnt. Mit Donizettis Oper La fille du régiment wurde die Serie der Live-Übetragungen beendet. Das Publikum applaudierte im Kinosaal in Žižkov genauso wie in der Met. Donizettis Meisterwerk mit Natalie Dessay und Juan Diego Flórez in den Hauptrollen stellte nicht nur für die Opernfans, sondern auch für die Musikkritiker den Höhepunkt der Übertragungen dar. Der Dramaturg von Kino Aero, Ivo Anderle, zieht eine positive Bilanz der Live-Übertragungen:

„Wir wussten am Anfang nicht, ob so etwas wie Opernaufführungen in einem solchen Kino wie Aero überhaupt wirken kann. Mittlerweile sind wir froh, dass wir uns für das Projekt entschieden haben. Das Interesse der Zuschauer war unglaublich groß. Es ist uns gelungen, praktisch alle Karten schon lange im Voraus zu verkaufen. Auch die Reaktionen in den Medien waren sehr positiv. Dem Kino Aero hat sich ein neues Betätigungsfeld eröffnet. Im Rahmen der Sublizenzen ist es uns gelungen, die Live-Übertragungen auch in andere tschechische Städte zu vermitteln. Wir freuen uns schon auf die nächste Saison. Im kommenden Jahr möchten wir die Zahl der tschechischen Städte, in denen die Opernvorstellungen gezeigt werden, noch erweitern.“

Den Weg ins Kino Aero hat inzwischen ein neues Publikum gefunden. Ivo Anderle zufolge waren 90 Prozent der Zuschauer bei den Opernvorstellungen solche Leute, die zuvor sein Kino nicht besucht haben.

Nächste Woche können sich die Aero-Besucher unter anderem auf Rossinis Barbier von Sevilla mit Juan Diego Flórez in der Rolle von Graf Almaviva freuen.