Die neueste Entwicklung des Fernsehstreites in Pressekommentaren

Tag für Tag ist der Fernsehstreit Spitzenthema der Kommentare in tschechischen Zeitungen. Die Reaktionen auf die neuesten Ereignisse, wie die Annahme der Fernsehgesetzesnovelle durch die Regierung und die Massenkundgebungen in tschechischen Großstädten, fasst Markéta Maurová zusammen.

Das Tagesblatt Lidové noviny vergleicht die Demonstrationen in Prag, Brünn und Ostrau mit denen gegen das kommunistische Regime im Jahre 1989. Nach dem "Deja-vu" am Wenzelsplatz und im Hauptsaal des Tschechischen Fernsehens müsse es jedem klar sein, dass es sich um keinen Spaß mehr handle, meint das Blatt. Der Generaldirektor Jiri Hodac wird als Zensor bezeichnet. "Die rebellierenden Redakteure müssen Vorzug bekommen. Und zwar trotzdem, dass einige Politiker ihren sympathischen Aufruhr schon längst in einen emotionalen Revolutionskitsch verwandelt haben", schreibt die Zeitung Lidové noviny.

Das Wirtschaftsblatt Hospodarske noviny lehnt es ab, das Tschechische Fernsehen mit der ganzen Tschechischen Republik zu identifizieren. Der Verlust der Unabhängigkeit des Fernsehens würde kaum den Verlust der Freiheit des Wortes im Lande bedeuten, meint der Kommentator. Trotzdem sei es sinnvoll, für die Erhaltung der öffentlich-rechtlichen Sendungen und gegen den direkten Einfluss der Parteien auf Medien zu kämpfen. Die Politiker neigten nämlich jederzeit dazu, die Medien nach ihrem Bilde zu formen, und die Wachsamkeit sei immer angebracht.

Nicht einmal die Novelle des Fernsehgesetztes, die am Mittwoch durch das Kabinett verabschiedet wurde, könne nach dem gemeinsamen Kommentar der Blätter Zemske noviny und Ceské slovo einen ähnlichen Konflikt wie heute in der Zukunft verhindern. Der Autor stellt in Frage, dass die Regelung, nach der die Mitglieder des Fernsehrates durch verschiedene Vereinigungen dem Abgeordnetenhaus vorgeschlagen werden sollen, eine Entpolitisierung des Rates bringen kann. Er spricht sich eher dafür aus, dass der Rat gemeinsam durch Abgeordnete, Senatoren und den Staatspräsidenten gewählt werde.

"Es ist keine Krise. Es ist ein Machtkampf." Mit diesen Worten charakterisiert die Tageszeitung Mlada fronta DNES die Lage. Obwohl die Züge auf den beiden Seiten lesbar und berechenbar seien, müsse man fragen, auf welcher Seite die Wahrheit stehe, meint der Autor und antwortet - auf der Seite der Gegner der neuen Fernsehleitung. Denn der politisch abhängige Rat habe einen unfähigen Direktor gewählt und toleriere seine einseitige, schwarz-weiße Berichterstattung. "Das ist keine Ideologie, sondern eine Tatsache, die jeder im Fernseher sieht," schließt Mlada fronta DNES ab.