Die Rolle der Medien im EU-Erweiterungsprozess

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Bereits zum neunten Mal fand am vergangenen Wochenende das traditionelle Treffen junger Journalisten aus Österreich und seinen Nachbarländern in Mittel- und Osteuropa im niederösterreichischen Dürnstein statt. Der Veranstalter, das Friedrich Funder Institut, hätte dieses Jahr kein aktuelleres Thema wählen können: Die EU-Erweiterung im Spiegel der Medien. Dagmar Keberlova war in Dürnstein dabei.

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Objektiv, vielseitig, verständlich und mehr über die Europäische Union, ihre Erweiterung sowie über ganz Europa zu berichten - dieses Credo stand im Fokus der Vorträge und Diskussionen. In Österreich seien zwar die meisten Medien für die Osterweiterung, man falle bei der Berichterstattung aber oft nur in Klischees zurück oder Themen, die gerade politisch aktuell sind wie das tschechische Atomkraftwerk Temelin, nicht aber direkt mit der Erweiterung zusammenhängen. Die jungen Teilnehmer aus Österreich waren der Ansicht, dass über die Beitrittsländer nicht ausreichend berichtet wird und außer den Problemthemen wenig zu finden wäre. In diesem Sinne äußerte sich in einem Interview für die Samstags-Ausgabe der österreichische Tageszeitung "Die Presse" auch der neue ORF-Chefredakteur Werner Mück, Zitat:

"Wichtig wäre, EU-Politik als Innenpolitik zu begreifen und Europathemen zu forcieren. Man sollte unsere Nachbarländer nicht mehr aus der Sicht von Schrottreaktoren beobachten," Zitat-Ende.

Die Forderung EU-Politik als Innenpolitik kam auch aus den Kandidatenländern. Sowohl in den Kandidatenländern als auch in Österreich überwiege die Tendenz zur oberflächlichen Berichterstattung über den Erweiterungsprozess, während die Analyse der Hintergründe und Auswirkungen auf der Strecke bliebe. In allen Ländern wurde das geringe Interesse des Lesers festgestellt, das nach Ansicht der Teilnehmer mit den zu wenig interessanten Themen zusammenhängt. In einigen Ländern würden die positiven Auswirkungen der Erweiterung vernachlässigt, da die Zeitungen die guten Nachrichten nicht verkaufen. Zu der persönlichen Einstellung jedes einzelnen Journalisten im Erweiterungsprozess sagte Dr. Engelbert Washietl, der stellvertretende Chefredakteur vom Wirtschaftsblatt für Radio Prag folgendes:

"Die Journalisten sollen sich nicht einbilden, dass sie Missionare sind. Es wird wahrscheinlich in der ganzen EU-Problematik um nichts anderes gehen als es bei Journalisten immer geht: entweder ist es im seriösen Sinn, dann wird man sachlich berichten: Fakten klären, Zusammenhänge ausleuchten, Vorurteile bekämpfen wo es geht. Damit hilft man dem Prozess der EU-Erweiterung. Aber das ist eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen Journalisten, ob er überhaupt in die Richtung gehen will. Es gibt leider auch Gegenbeispiele. Man kann Informationen auch verkaufen, man verkauft dann das, was gekauft wird und dann spielt es keine Rolle, ob es wahr ist oder falsch."

Soweit zu der Tagung am vergangen Wochenende in der niederösterreichischen Wachau.