Die schwarzen Lagunen von Ostrava – Tschechiens größte Umweltsünde
Eigentlich sollten sie längst verschwunden sein, die schwarzen, übel riechenden Becken zwischen einem riesigen Güterbahnhof und der Siedlung Fifejdy in Ostrava / Ostrau. In den Teichen lagern verseuchte Ölschlamme und andere Giftstoffe, die aus einer ehemaligen Raffinerie stammen. Bereits 2010 sollte aus dem Areal ein Park werden, seit zwei Jahren aber gehen die Arbeiten nicht voran: Es fehlt das Geld.
Begonnen hat alles vor etwa 125 Jahren, als noch in der Donaumonarchie die Ostrauer Mineralöl-Raffinerie gründet wurde. Die Fabrik produzierte Kraft- und Schmierstoffe und wurde im Laufe der Jahre diverse Male ausgebaut und erweitert. Erst 1981 stellte man die Produktion ein und die Abfallstoffe wurden in mehrere Schlammbecken gepumpt.
Schon seit der Wende 1989 streiten sich alle Beteiligten darum, wer für den Giftschlamm eigentlich verantwortlich ist – und vor allem: wer für seine Beseitigung aufkommen soll. Schließlich hat dann die Regierung einen Auftrag ausgeschrieben, um die Verschmutzungen zu beseitigen. Die beauftragte Firma versprach, die Teiche bis Ende 2010 auszubaggern, aber der Termin wurde mehrfach verschoben. Nun ruhen seit zwei Jahren die Arbeiten, denn die Arbeiter hatten unter dem vermeintlichen Grund der Becken weitere 100.000 Tonnen Giftschlamm gefunden. Josef Havelka ist Direktor der staatlichen Entsorgungsfirma Diamo:„Die Kosten des Reinigungsprozess liegen bei etwa zehn Millionen Kronen (400.000 Euro). Das ist der monatliche Gesamtbetrag für die endgültige Beseitigung aller Rückstände.“Insgesamt rechnen die Entsorgungsexperten mit etwa 3,5 Milliarden Kronen (140 Millionen Euro) für die Entsorgung aller Giftschlämme, für die Reinigung des verseuchten Wassers und für die Renaturierung des Geländes. Geld, das weder die Stadt Ostrava, noch der Stadt derzeit zur Verfügung haben. Zwar wären für die Weiterführung der Arbeiten noch staatliche Gelder aus einem vorherigen Entsorgungsauftrag übrig, allerdings können sich die beteiligten Behörden nicht einigen. Der scheidende Premier Jiří Rusnok:
„Es scheint, dass einige Dinge unnötig verzögert werden. Ich weiß nicht, wie man den Ablaufplan im Mährisch-Schlesischen Kreis erstellt hat, aber geschafft wurde nur wenig. Das muss sich ändern.“Zunächst aber bleibt alles beim Alten. Die Behörden streiten weiter über die Zusatzkosten und einen endgültigen Termin, an dem die gröbste Umweltsünde Tschechiens verschwunden sein soll. In den letzten Wochen wurde über das neue Datum diskutiert: Es kursiert das Jahr 2022. Die Lagunen von Ostrava werden also noch einige Zeit der Stadt Schande bereiten und den Anwohnern die Atemluft verpesten.