Die Zeit drängt: Grundstückfrage für Hyundai-Standort in Mähren weiter unklar
Nur noch wenige Tage verbleiben, dann gehört auch das Jahr 2005 schon wieder der Geschichte an. Aber gerade die bis zum Weihnachtsfest verbleibenden Tage will man im Mährisch-Schlesischen Landkreis dazu nutzen, um trotz gewisser Vorhalte die vor der Haustür schwimmende milliardenschwere Investition auch an Land zu ziehen. Im Streitfall um den lukrativen Produktionsstandort der Firma Hyundai in Europa ist nämlich bis heute noch keine Entscheidung gefallen. Über den Stand der Dinge informiert Sie Lothar Martin.
Nach dem nationalen Topunternehmen Skoda sowie dem japanisch-französischen Konsortium TPCA wäre der südkoreanische PKW-Hersteller Hyundai Motor die dritte große Autofirma, die ihre Wagen in Tschechien produzieren würde. Für viele an einem solchen Tatbestand interessierte tschechische Subunternehmen sowie Tausende Arbeitssuchende in Nordmähren muss diese Vision jedoch noch im Konjunktiv geschrieben werden. Denn das von den Südkoreanern für die Errichtung ihrer Produktionsstätte favorisierte Grundstück in Nosovice bei Frydek-Mistek ist am Montag erst einmal aus dem Rennen gefallen. Der Grund: Die das entsprechende Grundstück zur Agrarproduktion nutzenden Landwirte wollen ihre Geschäftsgrundlage nicht veräußern bzw. sind mit der vom tschechischen Staat gebotenen Entschädigungssumme unzufrieden. Der mit den Landwirten in Verhandlungen getretene zuständige Landkreisvorsitzende Evzen Tosenovsky sagte dazu:
"Ich sehe momentan wirklich kaum noch Raum für weitere Verhandlungen. Für die Landwirte spielt nämlich nicht das Geld die Hauptrolle, sondern ihre starke Bindung zu dieser landwirtschaftlichen Nutzfläche. Daher wollen sie diese nicht verkaufen. Die zweite Seite ist der Standpunkt der landwirtschaftlichen Genossenschaft der Besitzer von Nosovice. Diese Genossenschaft treibt ein problematisches Spiel, indem ihre Vertreter so tun, als ob sie verkaufen wollen, allerdings zu Bedingungen, die unerfüllbar sind."Diese nicht erfüllbaren Bedingungen betreffen natürlich wieder einmal das liebe Geld. Denn die für das Grundstück gebotenen 147 Millionen Kronen (knapp fünf Millionen Euro) seien doch herzlich wenig angesichts der Einsparungen, die Hyundai mit dem Standort Nosovice machen würde, wird von den Landwirten moniert. Und der 63-jährige Frantisek Vojkovsky rechnet vor, wie viele Millionen die Südkoreaner in Nosovice weniger für die Erschließung der Infrastruktur ausgeben müssten als zum Beispiel im unweit gelegenen Ort Mosnov, der auch als Standort in Frage kommt. Das wurde von der Sprecherin der staatlichen Agentur Czechinvest Jana Viskova dann auch bestätigt:
"Gegenwärtig ist Mosnov in einer sehr verheißungsvollen Phase der Investitionserschließung. Hier stehen bereits die ersten 100 Hektar als Bauland zur Verfügung, und auch die Finanzierung ist bewilligt. Auch der Standort Holesov, wo ebenfalls 100 Hektar freigegeben werden, regt zu berechtigten Hoffnungen an. Eine definitive Prognose ist zwar noch verfrüht, aber diese Standorte wären sehr gut auf das Bauvorhaben vorbereitet."Noch aber hat der Standort Nosovice eine letzte Frist bis zum Ende der Woche erhalten, um sich für einen Verkauf des von Hyundai gewünschten Grundstücks zu entscheiden. Zumal viele Einwohner von Nosovice inzwischen verärgert sind über die Position der Landwirte, da ihnen ohne den Standortzuschlag für Hyundai neben neuen Arbeitsplätzen auch die vom tschechischen Staat versprochenen Subventionen verloren gehen würden. Tschechiens Vizepremier Martin Jahn aber sieht das Kapitel Nosovice bereits als abgeschlossen an:
"Hoffen wir, dass es gelingt, ein Grundstück in einer anderen Lokalität zu finden. Und zwar ein Grundstück, das für die Firma Hyundai ebenso akzeptabel ist, insbesondere was die technischen Parameter anbelangt."