Digitalisierung und Berufsausbildung – Maschinenbaumesse in Brünn

Foto: ČTK

In Brno / Brünn hat am Montag die Maschinenbaumesse begonnen. Bei der 57. Auflage steht das Thema Industrie 4.0 im Mittelpunkt, es geht also um die Automatisierung und Digitalisierung. Diese neuen Verfahren, die als die sogenannte vierte industrielle Revolution gelten, sollen den Maschinenbau und die Industrie in den kommenden Jahren tiefgreifend verändern.

Maschinenbaumesse in Brünn  (Foto: ČTK)
Insgesamt 80.000 Besucher werden dieser Tage auf dem Messegelände in Brünn erwartet. Dort sind 1500 Aussteller aus der ganzen Welt zu sehen, ihr Hauptthema ist die Digitalisierung der Produktion. Der Vizevorsitzende des tschechischen Industrie- und Verkehrsverbands, Jan Rafaj, bezeichnet dies als eine Herausforderung sowohl für die Unternehmen als auch für den Staat:

„Die Unternehmen müssen traditionelle Arbeitsmethoden verlassen, die sie seit Jahren und Jahrzehnten nutzen, und ihre Tätigkeit aus einer ganz neuen Perspektive betrachten. Andererseits brauchen sie eine gute Infrastruktur wie zum Beispiel ein schnelles Internet. Es kann nicht sein, dass die baltischen Staaten, die eine wesentlich schlechtere Ausgangsposition hatten, uns in diesem Bereich überholen.“

Maschinenbaumesse in Brünn  (Foto: ČTK)
Rafaj verweist auch auf die Praxis in anderen EU-Staaten. Diese würden problemlos Firmen fördern in jenen Bereichen, die als Priorität erachtet werden:

„In Deutschland macht sich zum Beispiel die Regierung intensive Gedanken darüber, wie die Digitalisierungsagenda Industrie 4.0 erfolgreich vorangetrieben werden kann. Berlin setzt dabei sogar auf finanzielle Anreize.“

Die tschechische Regierung hat ihre Sitzung am Montag auf dem Brünner Messegelände abgehalten. Die tschechische Industrie wachse schneller, als Analysten erwartet hätten, stellten die Minister fest. Im Juli lag das Wachstum bei mehr als 4,5 Prozent. Politiker und Experten überlegen nun, in welche Richtung sich der Maschinenbau entwickeln könnte, die Branche befindet sich derzeit im Aufschwung. Laut Premier Bohuslav Sobotka sollte Tschechien den Handel mit China ausbauen.

Bohuslav Sobotka  (Mitte). Foto: ČTK
„Wir werden nicht alles, einschließlich unseres Exports und unseres Wirtschaftswachstums, auf China setzen. Aber es ist wichtig, dass die zweitgrößte Ökonomie der Welt eine bedeutendere Rolle für uns spielt.“

Die chinesische Provinz Hebei ist neben Südkorea in diesem Jahr der offizielle Partner der Messe, außerdem soll China als Ganzes 2016 dann der offizielle Partner der Veranstaltung sein.

Der Export nach Russland ist dagegen in diesem Jahr um 22 Milliarden Kronen (812 Millionen Euro) eingebrochen, das heißt um ein Drittel. Schuld daran trügen die Sanktionen, aber auch der schlechte Zustand der russischen Wirtschaft. Industrie- und Handelsminister Jan Mládek:

Jan Mládek  (Foto: ČTK)
„Es gibt dort keine kaufkräftige Nachfrage, weil die Ölpreise niedrig sind und Russland kein Geld hat.“

Tschechien gehört zu den fünf europäischen Ländern, deren Industrie am schnellsten wächst. Dennoch bleiben manche Bereiche hinter der Entwicklung in der EU deutlich zurück. Radek Špicar ist der Vizepräsident des Industrie- und Verkehrsverbands:

„Nach der jüngsten Untersuchung der OECD belegt die Tschechische Republik sogar den letzten Platz von allen OECD-Staaten in Bezug auf das Volumen und die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Universitäten.“

Maschinenbaumesse in Brünn  (Foto: ČTK)
Die praktische Berufsausbildung auszubauen gehört zu den Prioritäten der tschechischen Regierung. Sie will unter anderem das Angebot an Fächern an den Oberschulen und Fachschulen ändern. Die Schüler sollen mehr Praxis lernen. Premier Sobotka:

„Wir brauchen einen intensiveren Dialog zwischen Unternehmen und Schulen. Die Ausbildung muss an den künftigen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt angepasst werden.“