Diplom statt Pension: Lernen hält fit

Langzeitstudentinnen besonderer Art wurden am Mittwoch in Prag gefeiert: Zum Abschluss des Wintersemesters ehrt die "Universität des dritten Lebensalters" traditionell ihre ältesten Hörer - diesmal Damen der Jahrgänge 1914 bis 1916. Was es damit auf sich hat, verrät Thomas Kirschner.

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Blumen gießen und Deckchen häkeln, so hatte sich Dr. Marie Novakova ihre Pension nicht vorgestellt. Die 91-Jährige ist noch rundum fit und sieht keinen Grund für unnötige Beschaulichkeit:

"Daher war ich war froh, als mich vor Jahren eine Kollegin auf die Universität des dritten Lebensalters aufmerksam gemacht hat, und ich habe mich angemeldet. Es freut mich nicht, dass ich hier schon seit zwei Jahren die Älteste bin, aber es freut mich sehr, dass ich in der ganzen Zeit eine ganze Reihe ausgezeichneter Vorträge von den besten Fachleuten der Prager Hochschulen gehört habe."

Die Universität des dritten Lebensalters ist Teil des Prager Zentrums für lebenslanges Lernen, das eine Reihe von Bildungsangeboten für Senioren bündelt. Bereits seit den 1980er Jahren werden reguläre Studiengänge für nicht ganz reguläre Studenten angeboten, etwa in den Fächern Geschichte, Kunstgeschichte oder Psychologie. Initiatorin und Leiterin des Zentrums ist Dana Steinova:

"Wir bieten hier die Gelegenheit, einen wirklich detaillierten Einblick in Fächer zu erhalten, die sich Viele zum Hobby gewählt haben, ohne sie regulär studieren zu können, weil die Plätze an den Hochschulen sehr begrenzt sind."

Mehr als 4000 Senioren-Studenten nutzen in Prag das Angebot, das auch Sprach- und Gymnastikkurse umfasst. Für das leichtere Metier ist die so genannte Freizeituniversität zuständig, die unter anderem Kulturaktivitäten und Ausflüge organisiert - alles nach dem Motto, das für Helena Wolfova, Jahrgang 1914, das Geheimnis eines aktiven Alters ist:

"Lernen, lernen. lernen und üben, üben, üben!"