Doch noch Freunde? Alexander Van der Bellen in Prag

Alexander Van der Bellen und Miloš Zeman (Foto: ČTK)

Es ist der erste Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen in Tschechien. Angereist ist er mit dem Zug bereits am Montag, am Dienstag stand dann das Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen Miloš Zeman an.

Alexander Van der Bellen und Miloš Zeman  (Foto: ČTK)
Mit Spannung wurde das Treffen zwischen dem tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman und seinem österreichischen Amtskollegen Alexander Van der Bellen erwartet. Denn beide hatten nicht gerade den besten Start, seitdem Zeman in Richtung des Ex-Grünen Van der Bellen verkündete, dass er diese eigentlich nicht leiden könne. Aber natürlich spielten auch ganz andere Faktoren eine wichtige Rolle, warum Zeman eher Van der Bellens Konkurrenten, Norbert Hofer von der FPÖ, unterstützte. Einerseits war es Hofers Bekenntnis, mehr mit den Staaten der Visgerád-Gruppe zusammenarbeiten zu wollen. Zeman vertritt schon seit längerem die Vision einer V4+, also einem Visegrád mit eventuell Österreich. Zum anderen harmonieren Zeman und Hofer auch bei der Flüchtlingsfrage in ihrer Ablehnung viel mehr.

Nichtsdestotrotz konnten Zeman und Van Der Bellen eine gemeinsame Sprache bei dem Treffen finden, und zwar nicht nur weil beide nach eigenen Worten Kettenraucher sind. Der Tenor war: „Es gibt kaum ein Thema, bei dem wir lediglich darin übereinstimmen, dass wir gar nicht darin übereinstimmen.“

Zeman bezog sich auf das tschechische Sprichwort, nicht Berge müssten miteinander sprechen, sondern Menschen und bezeichnete den Dialog als freundschaftlich und konstruktiv. Vor allem da Tschechen und Österreicher viel gemeinsam hätten.

Und das vor allem in der Wirtschaft. Denn da seien die Beziehungen ausgezeichnet, wie Alexander Van der Bellen deutlich machte:

„Beim Handel sind Import und Export relativ ausgeglichen, mit einem kleinen Übergewicht zugunsten der tschechischen Seite. Bei den Investitionen ist es umgekehrt, da kommt viel mehr aus Österreich nach Tschechien.“

Insgesamt müsste man laut Van der Bellen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter vorantreiben, obwohl sie jetzt schon nicht schlecht sei. Man müsse dabei auch geschickt die EU-Fonds nutzen. Insgesamt überwiege der Wunsch nach einem symmetrischen Verhältnis in den gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen, meint Van der Bellen.

Foto: Europäische Kommission
Bei allen betonten Gemeinsamkeiten ist bei dem Treffen der beiden Staatschefs doch noch ein Thema aufgekommen, wo es knirscht zwischen Österreich und Tschechien – die Atomkraft. Tschechien setzt weiterhin auf die Kernenergie als Konzept der Gegenwart und Zukunft, Österreich lehnt das Atom als Stromquelle entschieden ab. Präsident Zeman weist dabei aber auf gewisse Unterschiede zwischen Tschechien und der Alpenrepublik hin:

„Hätte ich in meinem Land die Kraft der Alpenflüsse, dann würde ich wahrscheinlich auch kein Befürworter der Atomkraft sein.“

Alexander Van der Bellen betonte jedoch, dass es die Sache jedes einzelnen Staates sei, wie er sich seine Energie besorgt:

„In Österreich herrscht der Konsens, dass die Kernenergie keine Zukunft hat. Wir akzeptieren aber, dass die Haltung dazu eine Sache der nationalen Souveränität ist.“

Auf Van der Bellen wartet in Prag nun noch ein Treffen mit in Tschechien tätigen österreichischen Unternehmen. Mit Miloš Zeman soll der Kontakt aber aufrechterhalten werden.