Dorfbewohner begehren auf gegen einen internationalen Flughafen

Auf der Tour durch böhmische Dörfer machen wir Halt in der Region Vodochody, nördlich von Prag. Ein Flughafen treibt den Dorfbewohnern die Sorgenfalten auf die Stirn.

Visualisierung des Flughafens Vodochody
Kampflugzeuge der tschechischen Armee durchschneiden den Himmel über Vodochody. Und alle 20 Minuten startet ein Kleinflugzeug. Schon jetzt bereitet der private Flughafen im mittelböhmischen Vodochody knapp 30 Kilometer nördlich von Prag den Bewohnern der Region Sorgen:

„Ich persönlich will den Flughafen hier nicht. Wir sind extra von Prag aufs Land gezogen, um Ruhe zu haben. Wenn sie über unsere Köpfe hinweg fliegen, dann kann man oft das eigene Wort nicht mehr verstehen“, sagt die junge Mutter Martina und nimmt ihre kleine Tochter auf den Arm.

Visualisierung des Flughafens Vodochody
Aber es soll noch schlimmer kommen. Die Familie wohnt im Dorf Zlončice und ist damit unmittelbar betroffen vom geplanten Ausbau zu einem internationalen Flughafen. Nach dem Willen des Investors Penta sollen ab 2013 täglich 50 riesige Verkehrsflugzeuge vor allem von Billigfluglinien in Vodochody starten und landen; das bedeutet 3,5 Millionen Fluggäste pro Jahr.

Flughafen Vodochody heute  (Foto: www.stopletistivodochody.cz)
„Ich weiß von niemandem hier im Dorf, der für den Flughafen wäre“, meint Martina und lacht bitter.

Ihre Nachbarin Veronika ist auch von Prag aufs Land gezogen. Für sie sind nicht nur Ruhe und Sicherheit in Gefahr: „Hier sollen seltene Raben ihr Revier haben. Die großen Verkehrsflugzeuge würde ihre Flugbahn stören.“

Hat Veronika die Petition gegen den Flughafenausbau unterzeichnet?

„Ja, ich habe unterschrieben“, antwortet sie kurz und bündig. Damit gehört sie zu 95 Prozent der rund 30.000 Betroffenen in der Region. Auch die diesjährigen Referenden sind ähnlich ausgefallen. Sich ein neues Zuhause zu suchen, kommt für Veronika nicht in Frage. Für ihr Haus in der Nachbarschaft des Flughafens bekäme sie nicht mehr viel, meint Veronika.

Libor Holík  (Foto: Alexis Rosenzweig)
Wir statten Libor Holík einen Besuch ab, dem Bürgermeister des am ärgsten betroffenen Dorfes Panenské Břežany. Auf dem Tisch liegt ein Schallmessgerät:

„Das ist als würde man eine Atombombe über dieser Region abwerfen. Aber bei einer Atombombe wäre es wenigstens gleich vorbei. Schlimmer ist das langsame Krepieren am Lärm.“

Sagt Bürgermeister Holík erbost. Der Schulterschluss von 16 Gemeinden und neun Bürgerinitiativen hat auch dazu beigetragen, dass das Umweltministerium im letzten Jahr die Umweltverträglichkeitsprüfung zum Flughafenausbau vom Tisch gefegt hat.

Bürgerinitiative gegen den Flughafen  (Foto: www.stopletistivodochody.cz)
Und die versprochenen Arbeitsplätze? 3000 neue Stellen hat Investor Penta angekündigt. Bürgermeister Holik winkt ab.

„Hier könnten die Menschen allenfalls Gepäckträger spielen, putzen oder im Restaurant den Abwasch machen. Denn das gesamte Fachpersonal für den Flugbetrieb, das wird von anderen Flughäfen übernommen.“

Nach den Kommunalwahlen im Herbst will Libor Holík deshalb als Senator den Kampf gegen einen Internationalen Flughafen Vodochody aufnehmen.