Umweltministerium: Grünes Licht für zweiten Flughafen bei Prag – Anwohner entsetzt

Quelle: Archiv des Flughafens Vodochody

Die tschechische Hauptstadt hat erst vor kurzem ihren Flughafen um ein Terminal erweitert, und in diesem Jahr erfolgte die feierliche Umbenennung in Václav-Havel-Flughafen. Nun hat das Umweltministerium die Erlaubnis erteilt, den kleinen Regionalflughafen in Vodochody im Osten Prags auszubauen: Er soll vornehmlich Privat- und Billigfliegern dienen. Die Anwohner in den umliegenden Gemeinden sind jedoch wenig begeistert von den Plänen – trotz umfangreicher Auflagen des Ministeriums.

Visualisierung des Flugplatzes  (Quelle: Archiv des Flughafens Vodochody)
Gebaut wurde die 2500 Meter lange Start- und Landebahn in Vodochody im Jahr 1942, von den deutschen Besatzungstruppen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der staatliche Flugzeugbauer Aero den Runway. Das Unternehmen ist auch heute noch im Besitz des Flugplatzes. Bereits 2009 stellte die inzwischen privatisierte Firma den Antrag, Vodochody zu einem modernen, internationalen Flughafen auszubauen. Die Einwohner der umliegenden Gemeinden halten jedoch nichts von einem solchen Großprojekt. Dominika, eine junge Frau aus der Gemeinde Bašť beschwert sich:

Matyáš Vitík  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Eigentlich wollten wir hier eine Familie gründen. Doch schon bald werden die Gläser im Schrank wackeln, wenn nicht sogar das ganze Haus einstürzt.“

Doch das Umweltministerium hat in seiner Umweltverträglichkeitsprüfung den Ausbau des Flugplatzes genehmigt, wenn auch mit mehr als 120 Auflagen. Dazu gehören sehr strenge Lärmschutzbestimmungen. Matyáš Vitík ist Sprecher des Ministeriums:

Martin Kupka  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechsichen Republik)
„Pro Jahr dürfen maximal 35.000 Starts und Landungen erfolgen, die Flugzeuge dürfen auch nur eine maximale Spannweite von 36 Metern haben. Und von Mitternacht bis sechs Uhr morgens muss der Flughafen vollständig geschlossen bleiben.“

Trotz der Beschränkungen würde Vodochody damit aber zum zweitgrößten Verkehrsflughafen Tschechiens aufsteigen, der Betreiber Aero plant die Abfertigung von bis zu 3,5 Millionen Passagieren pro Jahr. Deswegen überzeugt das Gutachten des Ministeriums die Gegner nicht. Martin Kupka ist Bürgermeister von Líbeznice:

„Wir haben dem Umweltministerium eine Reihe sehr sachlicher Argumente vorgelegt, die zweifellos gegen eine Ausweitung des Flugverkehrs in Vodochody sprechen. Wir müssen uns das Gutachten nun gut durchlesen. Wir sind doch sehr davon überrascht, was sich jetzt noch gegen Ende der amtierenden geschäftsführenden Regierung ereignet.“

Visualisierung des Flugplatzes  (Quelle: Archiv des Flughafens Vodochody)
Auch die neuen Arbeitsplätze in der Region beruhigen die Gegner nicht. Obwohl der Betreiber mehrere tausend neue Stellen verspricht, ist sogar die Verwaltung des Mittelböhmischen Kreises gegen den Flughafen.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung bedeutet aber noch nicht den Startschuss für den Ausbau. Es ist lediglich eine notwendige Bedingung für die Gutachten der Luftfahrtbehörde, für das Planungsfeststellungsverfahren und die anschließenden Baugenehmigungen, unter anderem für ein Passagierterminal.