Drehort Karlsbad: Alpen-Ressort und James Bonds Montenegro
Karlovy Vary / Karlsbad ist nicht nur eine Stadt der Heilquellen, sondern auch der Filme. Und zwar nicht nur Anfang Juli, wenn dort das Internationale Filmfestival abgehalten wird. Der Kurort wurde nämlich bereits zur Kulisse für viele Filme aus tschechischer und internationaler Produktion.
Karlsbad ist eine der schönsten Städte in Tschechien. Kein Wunder also, dass sie seit jeher Filmemacher aus dem In- und Ausland anzieht. Schon in der Zwischenkriegszeit war die Kurstadt bei ihnen beliebt. Der allererste Film, in dem Karlsbad als Drehort dient, war wahrscheinlich „Uličnice“ (auf Deutsch „Das Lausmädchen“) aus dem Jahr 1936. Ein Jahr später wurde dort der Film „Tři vejce do skla“ („Drei Eier im Glas“) mit dem populären Komiker Vlasta Burian gedreht. Für Geschichtsliebhaber sind diese Streifen auch deshalb interessant, weil sie Aufnahmen von Orten enthalten, an denen heute die modernen Bauten des Sprudels und des Hotels Thermal stehen. Von den älteren tschechischen Filmen ist „Florenc 13:30“ aus dem Jahr 1957 zu erwähnen. Der Road-Movie zeigt die amüsante Fahrt eines Linienbusses vom Prager Busbahnhof Florenc in die Kurstadt.
Agent 007 auf Verfolgungsjagd durch die Kurstadt
Später wurden weitere tschechische Streifen und TV-Serien in Karlsbad gedreht, und die Stadt im Bäderdreieck ist auch heute ein beliebter Drehort. Und zwar nicht nur bei tschechischen Filmemachern. Mehr verrät die Stadtführerin Jitka Hradílková:
„In der Stadt wird sehr oft gefilmt. Wir haben hier berühmte Schauspieler nicht nur zu dem Filmfestival als Gäste, sondern es werden hier auch Filme gedreht. Zum Beispiel der James-Bond-Film ‚Casino Royale‘ mit Daniel Craig und Eva Green aus dem Jahr 2006. Die Mühlbrunnkolonnade diente darin als Bahnhof: Es wurden dort Kassen eingerichtet und die Schauspieler waren mit Koffern zu sehen.“
Karlsbad war in dem Agententhriller allerdings nicht Karlsbad, sondern stand für die Hauptstadt von Montenegro, Podgorica. Das Grandhotel Pupp wurde zum Hotel Splendide umbenannt. Viele Außenaufnahmen wurden an diesem Ort gemacht, darunter Bonds Spaziergang vom Hotel zum Casino. Auf dem Parkplatz des Hotels findet Bond seinen Aston Martin DBS und später beginnt dort auch die Verfolgungsjagd. Der Speisesaal des Hotels wurde benutzt, um das Abendessen von Bond und Vesper zu filmen. Auch die Hotelrezeption ist im Film zu sehen, nämlich als Bond und Vesper dort einchecken. Das titelgebende Casino im Film befindet sich im Kaiserbad, das gegenüber dem Hotel steht. Einige Szenen wurden auch in der naheliegenden historischen Kleinstadt Loket / Ellbogen aufgenommen, ein montenegrinisches Gartenrestaurant befindet sich etwa auf dem dortigen Stadtring.
Zurück aber nach Karlsbad. Jitka Hradílková nennt einen weiteren Schauspieler, der dort vor der Kamera stand:
„Gerard Depardieu filmte hier zweimal. 1998 spielte er Balzac, dessen Mutter wurde von Jeanne Moreau gespielt. Beide verweilten längere Zeit in unserer Stadt. Aber Karlsbad diente im Film nur als Kulisse für ein polnisches Kurbad.“
„Last Holiday“ im Grandhotel Pupp
2006 kehrte Depardieu in die westböhmische Kurstadt zurück, und zwar als Chefkoch im Grandhotel Pupp in der Komödie „Last Holiday“. Die Amerikanerin Georgia, dargestellt von Queen Latifah, die eine tödliche Diagnose bekommen hat, hebt darin ihre gesamten Ersparnisse ab und fliegt nach Karlsbad, wo sie im Grandhotel Pupp absteigt und das Luxusleben genießt.
„Im Film ‚Last Holiday‘ mit Gerard Depardieu stand Karlsbad wirklich für Karlsbad, und das Grandhotel Pupp für das Grandhotel Pupp. Hinter dem Hotel sind im Film die Alpen zu sehen. Die wurden aber nur hineingebastelt. Und die Szenen in den Bergen wurden dann in Tirol gedreht. Als der Film in die Kinos kam, kamen die amerikanischen Gäste in das Hotel und suchten die Alpen. Wir haben hier aber nur Hügel von etwa 550 Meter Höhe.“
Jedes Jahr kommen auch viele Fernsehteams aus der ganzen Welt nach Karlsbad. Mitte Juni hat dort etwa der MDR einen 90-minütigen Dokumentarfilm gedreht, erinnert sich Hradílková.
Tatort Karlsbad
Die Mühlbrunnkolonnade mit ihren 124 Säulen ist einer der für den Kurort am stärksten prägenden Bauten.
„In dieser Kolonnade werden auch Werbespots gemacht, aber auch etwa zwei Teile vom ‚Tatort‘ sind dort entstanden.“
Am Ufer des Flusses Teplá, der das Zentrum des Kurortes durchströmt, erwähnt Jitka Hradílková einen weiteren Gast. Die Anekdote zeigt, wie tief sich die Stadt ins Gedächtnis ihrer Besucher einprägen kann:
„Ich erinnere mich an das Jahr 2002, als es in Tschechien riesige Überschwemmungen gab. Prag und viele Orte waren unter Wasser. Das war Mitte August 2002. Zuvor im Juli war hier der Schauspieler Michael York und wurde beim Filmfestival geehrt. Er schickte uns dann ins Büro des Oberbürgermeisters eine E-Mail und fragte, wie unsere Stadt nach den Überschwemmungen aussieht. Gottseidank hat eine Talsperre uns gerettet.“
Die Führung mit Jitka Hradílková auf den Spuren populärer Film-Gäste geht weiter:
„Wir laufen jetzt durch die Straße ‚Alte Wiese‘, wo viele Gaststätten und Cafés sind. Hier stehen wir vor dem italienischen Restaurant Capri. Dort sehen Sie Fotos von Schauspielern, die hier italienisches Essen bekommen haben. Jackie Chan drehte hier den Film ‚Ritter aus Shanghai‘ und feierte hier seinen 48. Geburtstag. Wir sehen auch Gerard Depardieu, Morgan Freeman, Daniel Craig und weitere Stars.“
Hotel Thermal wie Filmprojektor
Vom Restaurant Capri ist das Grandhotel Pupp nicht mehr weit entfernt. Wenn Filmstars im Rahmen des Internationalen Filmfestivals nach Karlsbad kommen, werden sie eben in diesem Hotel untergebracht. Das Hauptzentrum des Festivals sei aber das Hotel Thermal, betont die Begleiterin:
„Es wurde gezielt für diese Filmfestspiele gebaut. Das Design erinnert an ein altes Kino. Das Gebäude stellt einen Filmprojektor dar. Und die zwei Kinosäle, der Große Saal und der Kleine Saal, vertreten die zwei Rollen mit dem Filmband. Das Hotel wurde vom Architektenehepaar Machonin entworfen und 1977 eröffnet.“
Tausende Gäste kommen alljährlich zu dem Festival nach Karlsbad. Wie wird das von den Einheimischen wahrgenommen?
„Das ist je nach Generation unterschiedlich. Die Älteren meiden dann diesen Teil der Stadt, da hier viel Lärm ist. Aber die Gaststätten und Hotels freuen sich natürlich. Und auch die Jungen sind froh, dass ihre Stadt lebt.“
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