„Viel besser als Berlinale“: Karlsbad lockt auch Filmfans aus Deutschland
Morgens früh aufstehen, sich für die heiß begehrten Filmtickets anstellen und dann bis Mitternacht einen Film nach dem anderen schauen. So sieht der normale Tag eines Cineasten in Karlovy Vary / Karlsbad aus. Das dortige 57. Internationale Filmfestival hat die Chance, wieder die Besucherzahlen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie zu erreichen. Diese lagen bei über 13.000 Menschen. Im Publikum dominieren klar junge Menschen aus Tschechien, doch es kommen auch Zuschauer aus Deutschland.
„Wir fahren schon seit 15 Jahren hierher. Wir sind immer eine Gruppe von drei bis fünf Männern, die sich gerne die Stadt anschauen und sie genießen“, sagt Daniel aus Freiburg.
Michael aus Berlin hat damals Karlsbad entdeckt.
„Ich gehe manchmal auch auf andere Festivals und hatte gesehen, dass es hier ein sehr jugendliches Festivals ist, dass es auch Zeltplätze damals gab und alles Mögliche. Deswegen sind wir hierher gefahren, haben es uns angekuckt und waren sehr begeistert. Das war 2007, und seitdem sind wir fast immer hier gewesen.“
Die Gruppe bleibt jedes Jahr zwei bis vier Tage in der Kurstadt. Der aus Irland stammende Neil ergänzt:
„Gestern war der erste normale Filmtag, und wir haben drei Filme gesehen. Aber unser Rekord in der Vergangenheit, als wir noch junge Männer waren, waren fünf oder sechs Filme. Das ging manchmal von acht Uhr morgens bis zum Mitternachtsfilm.“
Da sie an diesem Tag etwas später an der Kasse stehen, als viele Filme bereits ausverkauft sind, wählen sie spontan etwas aus dem Programm aus. Michael erläutert, was es gibt:
„Ich bin sehr interessiert an den iranischen Filmen, die heute laufen. Mich interessieren auch tschechische Filme, aber die sind schnell ausverkauft, was ein bisschen schade ist. Aber sonst ist es spontan, würde ich sagen.“
Neil freut sich, dass in Karlsbad zudem restaurierte tschechische Filme gezeigt werden, die sonst nirgendwo zu sehen sind. Und auch richtige amerikanische Indie-Filme seien für ihn interessant, die nicht einmal in Berlin gezeigt würden:
„Wir können Karlovy Vary direkt mit der Berlinale vergleichen. Hier ist es viel besser. Wir haben viel mehr Spaß hier und sehen bessere Filme.“
Das Festival sei sehr nah am Publikum dran und sehr zugänglich, sind sich alle drei einig. Sie wissen auch die Stadt und die Filmvorführungsorte zu schätzen. Und nicht zuletzt könne man zwischen den Filmen wunderschön flanieren, spazieren gehen und die tschechische Küche genießen, schließt Michael ab.