Karlsbader Filmfest: starke Frauen im Mittelpunkt

Foto: ČTK / Slavomír Kubeš

Am Freitag hat im westböhmischen Kurort Karlovy Vary / Karlsbad das 54. Internationale Filmfestival begonnen. Bei der Eröffnung wurde die US-amerikanischen Schauspielerin Julianne Moore mit dem Kristallglobus geehrt. Für Radio Prag ist auch Markéta Kachlíková vor Ort. Mehr zu dem Festival nun in einem Interview mit ihr.

Foto: ČTK / Slavomír Kubeš

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Markéta, du bist beim Internationalen Filmfestival in Karlsbad. Was prägt den 54. Jahrgang?

„Das Festival bietet wie in den Jahren zuvor etwa 200 Filme, und mehrere Tausend Besucher sind gekommen. Ungewöhnlich ist in diesem Jahr vor allem die große Hitze, ansonsten stechen einige Jubiläen hervor. Eines möchte ich gleich zu Anfang erwähne. Vor genau 25 Jahren hat das Team um den Schauspieler und Festivalpräsidenten Jiří Bartoška sowie die Filmexpertin Eva Zaoralová die Leitung übernommen. Damals drohte dem Festival sogar ein Ende beziehungsweise ein Umzug nach Prag. Zusammen gelang es beiden aber, die Veranstaltung wiederzubeleben und ein renommiertes internationales Festival der Kategorie A daraus zu machen.“

Film „Lara“  (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)
In Karlsbad werden Filme gezeigt, aber auch Preise vergeben. Wie sieht der Hauptwettbewerb aus?

„Im Hauptwettbewerb werden zwölf Filme gezeigt. Der Programmleiter Karel Och erwähnte in einer Ansprache, er werde oft gefragt nach einer gemeinsamen Linie, nach einem gemeinsamen Thema der Streifen im Wettbewerb. Dann müsse er immer antworten, dass es keine gebe und die Filme spontan ausgewählt würden. In diesem Jahr hat sich laut Och aber doch eine gemeinsame Linie ergeben. Denn gleich mehrere Filme im Hauptwettbewerb erzählen von starken Frauen und wurden von Männern gedreht. Das gilt ebenso für den deutschen Film im Wettbewerb: „Lara“ des Regisseurs Jan-Ole Gerster, der hier am Sonntagabend seine Weltpremiere hatte. Das Echo beim Publikum auf den Streifen war übrigens sehr gut.“

Jan-Ole Gerster und Corinna Harfouch  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Warst du bei der Premiere dabei?

„Ja, ich war dabei und konnte auch die Reaktionen des Publikums beobachten. Der Film erzählt die spannende Lebensgeschichte einer älteren Frau, es handelt sich um ein kompliziertes Mutter-Sohn-Verhältnis und ein gescheitertes Leben. Denn die Frau wollte Klavierspielerin werden, hat den Plan aber aufgegeben. Danach entwickelte sich ihr Leben nicht besonders glücklich. Corinna Harfouch spielt Lara und ist zusammen mit den Machern des Streifens nach Karlsbad gekommen.“

Wie sieht es mit den tschechischen Filmproduktionen aus? Im Hauptwettbewerb ist keine vertreten, werden anderswo aber welche gezeigt?

Film „Staříci“  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Im Hauptwettbewerb gibt es sie zwar nicht, aber ein tschechischer Film hat hier im Hauptprogramm außerhalb des Wettbewerbs seine Premiere erlebt. Er heißt Staříci – Old-Timers, auf Deutsch etwa ‚Die Greise‘. Es ist der erste Spielfilm der Regisseure Martin Dušek und Ondřej Provazník, die bisher ausschließlich Filmdokumentationen gedreht haben, und handelt sich um ein Road-Movie. Dieses erzählt von zwei Männern, die im hohen Alter noch einen Plan umsetzen wollen. Sie wollen den Staatsanwalt ermorden, der sie in den 1950er Jahren bei einem kommunistischen Monsterprozess verurteilt hatte. Der Stoff basiert auf einer realen Geschichte, es gab wirklich einen alten Offizier, der diesen Plan nach der Wende schmiedete. Letztlich hat er seine Tat aber nicht verwirklicht.“