DTIHK: Aufwertung der Krone trifft deutsche Unternehmen hart

Seit Januar vergangenen Jahres ist die tschechische Krone um 15 Prozent teurer geworden. Dies bekommen gerade exportorientierte Unternehmen zu spüren. Stark betroffen sind deswegen deutsche Firmen in Tschechien, wie die Deutsch-tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) ermittelt hat. Ein Interview mit Sebastian Holtgrewe, Leiter der Abteilung Unternehmenskommunikation bei der DTIHK.

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Herr Holtgrewe, die Deutsch-tschechische Industrie- und Handelskammer hat eine Umfrage unter den deutschen Unternehmen in Tschechien durchgeführt. Das Ergebnis ist, dass die Unternehmen von der Aufwertung der Krone stark betroffen sind. Können Sie ein paar Zahlen dazu nennen?

„Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen haben angegeben, dass sie durch die starke Aufwertung der Krone signifikante Verluste im ersten Halbjahr 2008 erlitten haben. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass sich viele Unternehmen verkalkuliert haben. Sie hatten die starke Aufwertung in dieser Form nicht erwartet und lagen in ihren Kalkulationen um rund eine Krone neben dem tatsächlichen Mittelwert, was sich deutlich negativ in der Bilanz bemerkbar macht.“

Wie reagieren die Unternehmen auf die Verluste? Werden als Konsequenz sogar Entlassungen geplant?

„Die meisten von uns befragten Unternehmen haben als direkte Konsequenz angegeben, dass sie ihre Preise anpassen müssen. Das waren 42 Prozent der betroffenen Firmen. Etwa 20 Prozent haben als Konsequenz genannt, dass sie ihre Investitionen in Tschechien zurückfahren. 10 Prozent planen sogar Produktionsverlagerungen, und dadurch könnten Arbeitsplätze in Tschechien ganz konkret gefährdet sein.“

Wie attraktiv ist denn Tschechien für deutsche Unternehmen heutzutage noch?

„Tschechien ist nach wie vor ein sehr attraktiver Investitionsstandort für deutsche Unternehmen, das ergibt sich allein schon aus der direkten Nachbarschaft zu Deutschland und der infrastrukturellen Anbindung. Nichtsdestotrotz kommen die Unternehmen nicht mehr so stark nach Tschechien. Ein wesentlicher Grund ist eben gerade der Kurs der tschechischen Währung. Die Unternehmen warten erst die Entwicklung ab und unter Umständen betätigen sie sich erst einmal an anderen Investitionsstandorten wie in der Slowakei, wo der Euro ja im kommenden Jahr bereits eingeführt werden soll.“

Autor: Till Janzer
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