Dürers Weg zum Ruhm - 500 Jahre Rosenkranzfest
Das Gemälde machte den Künstler, der bis zu der Zeit vor allem Grafiken und Zeichnungen schuf, fast von einem Tag auf den anderen berühmt. Plötzlich ist er zu einem in ganz Europa anerkannten Maler geworden. Die Rede ist vom Rosenkranzfest, dem Werk, das im Schaffen von Albrecht Dürer einen Meilenstein darstellt. Anlässlich des 500. Jahrestags der Entstehung des Gemäldes bereitete die Prager Nationalgalerie eine Ausstellung vor. In die Waldstein-Reitschule lädt Sie Martina Schneibergova im folgenden Spaziergang durch Prag ein.
Albrecht Dürer verließ im Sommer 1505 seine Geburtsstadt Nürnberg und begab sich bereits zum zweiten Mal nach Venedig. Die um die Fondaca dei Tedeschi niedergelassenen deutschen Kaufleute bestellten bei Dürer ein Gemälde für ihre Pfarrkirche. Sie beeinflussten auch die Wahl des Themas - das Bild stellt eine ideale Versammlung der Rosenkranzbruderschaft dar. Der Maler machte vor dem Beginn seiner Arbeit am Gemälde zahlreiche Studien, die er bis auf eine einzige Ausnahme auf blauem Venezianer Papier zeichnete. Die Umstände der Entstehung des Werks schilderte er in den Briefen an seinen Freund Willibald Pirckheimer. Aus dieser Korrespondenz erfährt man, dass sich der deutsche Maler in Venedig, wo er für die einheimischen Künstler eine Konkurrenz darstellte, einsam fühlte. Aus den Briefen geht außerdem hervor, dass Dürer damals nicht ganz gesund war und dass er die Arbeit am Gemälde für eine bestimmte Zeit unterbrechen musste. Trotzdem war er mit dem Bild zufrieden:
"Ich teile Ihnen mit, dass es kein besseres Marienbild im ganzen Land gibt als das meine," schrieb er am 23. September 1506 dem Freund Pirckheimer. Das Selbstbewusstsein des Künstlers kommt übrigens auch in seinem Selbstbildnis zum Ausdruck, das er auf das Gemälde platzierte.
Über die Jahrhunderte hatte das Rosenkranzfest, das seinem Schöpfer Ruhm gebracht hatte, ein bewegtes Schicksal. Die Kuratorin der Ausstellung, Olga Kotkova, fragte ich danach, wie das Werk nach Prag gelangte?
"Das Werk gelangte im Jahr 1606 nach Prag. Es war die Zeit mehrerer Kriege, und die Rosenkranzfestmadonna war ständig in Bewegung. So kam es dazu, dass das Gemälde beschädigt wurde."
Kaiser Rudolf II. kaufte das Gemälde nach langen Verhandlungen für eine damals hohe Summe von 900 Dukaten. Er musste 1606 eine Kopie herstellen lassen, die bis in das 19. Jahrhundert erhalten geblieben ist.
Jahre lang hat man vermutet, dass das Gemälde erst in Prag zu Schaden kam. Aus den jüngsten Forschungen geht jedoch hervor, dass es schon in Venedig beschädigt wurde. Denn Dürer arbeitete in Venedig mit nicht erprobtem Material. Als Maler aus dem Norden war er an andere Materialien als die italienischen Meister gewöhnt. Dies führte offensichtlich dazu, dass das Bild vor allem in seiner Mitte bald beschädigt war. Infolgedessen verschwand auch ein interessantes Detail. Wie zahlreiche Kopien des Gemäldes belegen, war auf dem Originalbild ursprünglich eine Fliege zu sehen, die dort heute nicht mehr zu entdecken ist. Diese Fliege taucht auch in verschiedenen Anekdoten über Albrecht Dürer auf und sie wurde eine Art "Maskottchen" der jetzigen Prager Ausstellung, sagt die Kuratorin. Wohin ist das Insekt verschwunden?"Ja, das ist die Frage. Dürer hat damals auf dem Gemälde als Scherz eine Fliege gemalt, die auf dem Knie der Madonna saß. Sie sollte den Eindruck erwecken, dass sie echt ist. Als das Gemälde beschädigt wurde, wurde auch die Fliege beschädigt und heute ist sie nicht mehr auf dem Gemälde zu sehen. Sie wurde jedoch auf den Kopien gemalt, und so wissen wir, wie die Fliege damals aussah."
Die Ausstellung ist in vier Abschnitte gegliedert, die den einzelnen Zwischenstationen in der Geschichte des Rosenkranzfestes entsprechen, sagt der Kunsthistoriker Vit Vlnas:
"Die Ausstellung führt den Besucher aus Nürnberg und Venedig in das Prag des Kaisers Rudolf II., wo das Gemälde weitere Künstler der rudolfinischen Zeit inspirierte. Das ist durch einige Werke in der Ausstellung dokumentiert. Danach wird dort die lange Zeitetappe beschrieben, in der das Rosenkranzfest im Besitz des Prämonstratenserklosters Strahov in Prag war. Es handelt sich vor allem um die Zeit des 19. Jahrhunderts. Das Gemälde entsprach völlig dem damaligen Dürer-Kult. Vor allem deutsche romantische Künstler haben Dürer gepriesen."
In der Ausstellung wird schließlich das letzte Kapitel aus der Geschichte des Gemäldes dokumentiert, als das Werk bereits dem tschechoslowakischen Staat gehörte. Präsentiert werden hier unter anderem die Ergebnisse der Forschungen, die mit den Vorbereitungen der Ausstellung verbunden waren. Mehr dazu wollte ich von der Kuratorin wissen:
"Im Mittelpunkt steht das Rosenkranzfest. Außerdem haben wir Dürers Skizzen und Zeichnungen zum Rosenkranzfest ausgestellt, die aus der Wiener Albertina ausgeliehen wurden. Außerdem sind hier Werke zu sehen, die erst nach dem Rosenkranzfest gemalt wurden. Man findet hier auch Kopien des Gemäldes aus späterer Zeit."
Die Ausstellung, die anlässlich des 500. Jahrestags des Rosenkranzfestes von der Prager Nationalgalerie vorbereitet wurde, ist in der Waldstein-Reitschule in Prag bis zum 1. Oktober dieses Jahres zu sehen.
Damit sind wir fast am Ende des heutigen Spaziergangs angelangt, in dem wir Sie in die Ausstellung geführt haben, die sich auf die Geschichte des Rosenkranzfestes von Albrecht Dürer konzentriert. Kaiser Rudolf II. hatte das Gemälde im Jahre 1606 gekauft. Einige Jahre später unterzeichnete Rudolf II. den so genannten "Majestätsbrief", der den Protestanten faktisch die Unantastbarkeit ihrer Bekenntnisse zusicherte. Falls Sie wissen, in welchem Jahr der Kaiser diesen Brief, mit dem er den protestantischen Ständen entgegengekommen war, unterzeichnet hat, können Sie es uns schreiben, denn so lautet die heutige Frage zur Sendung, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2.
In der letzten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag im Juni haben wir nach dem Namen der neogotischen Kirche auf dem Prager Vysehrad gefragt. Es ist die St. Peter und Paul Kirche. Ein Buch geht diesmal an Franz Schanza aus Niederschrems in Österreich.