Ehepaar Feustel sei Dank: Der kleine Maulwurf ist ein Weltraumfahrer
Vladimír Remek ist der erste und einzige Weltraumfahrer, auf den Tschechien bis heute verweisen kann. So steht es in den Annalen, doch im Mai dieses Jahres ist noch ein blinder Passagier aus Tschechien hinzugekommen, der auch im Weltraum war – Krteček, der kleine tschechische Maulwurf. Zwei Plüschtier-Exemplare der beliebten Zeichentrickfigur hatte der amerikanische Astronaut Andrew Feustel mit an Bord der Raumfähre Endeavour, als diese im Mai zur letzten Mission des amerikanischen Shuttle-Programms im Weltall kreiste. In der ersten Augustwoche haben Feustel, seine Gattin Indira und Krteček die Tschechische Republik besucht.
„Der Maulwurf, der mit uns ins Weltall fliegt, ist aus Plüsch und etwa sechs Zentimeter groß. Ich glaube, dass er während unseres Fluges auch die Möglichkeit haben wird, aus dem Fenster zu schauen, um zu sehen, wie herrlich unsere Erde aus großer Höhe ist. Und spätestens wenn wir über die schöne Tschechische Republik fliegen, dann wird auch er den wunderbaren Ausblick genießen, den wir Astronauten im Weltall haben.“
Feustel und Krteček sind wohlbehalten zur Erde zurückgekommen und haben ihre Erlebnisse in den ersten acht Augusttagen vor tausenden Menschen auf Foren und verschiedensten Veranstaltungen in sieben tschechischen Städten geschildert. Doch was hat eigentlich den Amerikaner Feustel dazu bewegt, gerade die bekannte Maulwurf-Figur aus den tschechischen Zeichentrickfilmen mitzunehmen? Dahinter steckt seine Frau Indira, deren Vater Inder, die Mutter aber Tschechin ist. Als sie klein war, habe ihr die Mutter sehr oft die Geschichten des lustigen Maulwurfs vorgelesen, was sie bis heute nicht vergessen habe, schildert Indira. Ihrem Mann, dessen Vorfahren Deutsche sind, habe sie dann dazu bewogen, auch etwas typisch Tschechisches mit ins All zu nehmen. Bei seinem ersten Weltraumflug im Jahr 2009 hatte Feustel ein Exemplar der „Kosmischen Lieder“ des Schriftstellers Jan Neruda mit an Bord, doch das sei zu wenig aufgefallen. Deshalb habe man sich beim zweiten Flug für die Plüschfigur des sehr populären kleinen Maulwurfs entschieden, ergänzt Indira Feustel.
Hergestellt wurde der Plüsch-Maulwurf in einer Brünner Spielwarenfabrik. Dazu musste das Werk sehr strenge Vorgaben der Weltraumbehörde NASA erfüllen, was die Größe und die Form des Stofftieres anbelangt. Und auch das Material war außergewöhnlich, bestätigt die Näherin Marcela Vidláková:„Er ist aus einem feuerfesten Material hergestellt, das wir benutzen mussten. Ansonsten kennen wir die Maulwurfpuppe, von der wir schon unzählige produziert haben. Und je mehr man produziert, umso schneller geht es.“
Im Falle des Weltraum-Maulwurfs aber handelt es sich um eine echte Sonderanfertigung, erklärt der Handelsdirektor der Fabrik, Blahoslav Dobeš:
„Das Exemplar für Herrn Feustel, das mit an Bord war und überall zu sehen ist, ist eine Sonderanfertigung nur für ihn. Der NASA mussten wir versichern, dass dieses Produkt weder kommerziell genutzt noch weiter hergestellt wird.“Bei der Ankunft von Andrew Feustel am 1. August in Prag gab der amerikanische Astronaut dann aber seine Überraschung bekannt: Er hatte zwei Exemplare des Weltraum-Maulwurfs anfertigen lassen. Eines davon hat er dem Erfinder der Figur, dem tschechischen Zeichner Zdeněk Miler überreicht, der in diesem Jahr 90 Jahre alt wurde. Und was geschieht mit dem zweiten Exemplar? Das weiß Mirek Konvalina vom Amerikanischen Zentrum in Prag ganz genau:
„Der Maulwurf bleibt in Tschechien. Das Originalexemplar aus dem Weltall kann die Öffentlichkeit täglich von 13 bis 16 Uhr, außer freitags, im Amerikanischen Zentrum in Prag besichtigen.“