Eier gegen das staatliche Zentralabitur

Protestierende Schüler auf dem Wenzelsplatz (Foto: Autor)

Am Freitag konnte nicht so einfach, wer wollte über den Wenzelsplatz und die Karlsbrücke spazieren. Da standen tausende von Schülern und demonstrierten gegen ein neues Schulgesetz, das ein Zentralabitur bereits für das nächste Jahr vorsieht. Christian Rühmkorf hat sich mit dem Mikrofon in das Getümmel geworfen:

Protestierende Schüler auf dem Wenzelsplatz  (Foto: Autor)
Stoppt das staatliche Abitur! - rufen sie im Chor. Für alle die gleiche Prüfung - das ist doch bescheuert, schreit die eine Schülerin, sollen sie doch selber die Prüfungen machen, ruft eine andere. Und eine dritte brüllt ins Mikrofon, dass ihre eigene Lehrerin zugegeben hätte, die Prüfung nicht zu bestehen. Die Stimmung am Wenzelsplatz ist aufgeheizt. An die 10.000 Schüler schwenken Plakate und skandieren Parolen gegen die Einführungen des Staatlichen Abiturs bereits im nächsten Jahr. Das heißt: In der ganzen Republik sollen einheitliche Abiturprüfungen durchgeführt werden, so etwas wie ein Zentralabitur. Ein Schüler aus Horovice zwischen Pilsen und Prag, erklärt, warum er dagegen auf die Straße geht:

Schulministerin Dana Kuchtova  (Foto: CTK)
"Staatliches Abitur? - Das ist eine schlecht vorbereitete Sache. Einer unserer Tschechischlehrer, der zwei Jahre lang in Prag daran mitgearbeitet hat, hat uns gesagt, dass es einfach noch nicht fertig ist. Außerdem wird mit diesem staatlichen Abitur der qualitative Unterschied zwischen Gymnasien und Berufsschulen verwischt - Abitur wird jeder haben, aber es wird seine Aussagekraft verlieren. Wir fordern eine Verschiebung um zwei Jahre, so dass es wenigstens ordentlich vorbereitet werden kann und nicht einfach eine Ansammlung von Unsinn ist."

´Stoppt das staatliche Abitur!´  (Foto: Autor)
Schlechte Vorbereitung des Abiturs und die Befürchtung, dass eine Vereinheitlichung mit einer Senkung des Abiturniveaus einhergeht. So kann man wohl die Kritikpunkte zusammenfassen. Die gewaltige Prozession wallt über die Karlsbrücke zum Schulministerium, wo Ministerin Dana Kuchtova sich mit einem Megafon aus dem Fenster lehnt und gegen fliegende Eier wehren muss. Sie kommt kaum zu Wort, dabei hat sie eine gute Nachricht. Sie sei auf der Seite der Schüler und außerdem habe die Koalition wenige Stunden zuvor eine Verschiebung des Staatlichen Abiturs auf das Jahr 2010 beschlossen. Die Vorbereitung zuständige Abteilung des Ministeriums mit dem Namen "Cermat", habe auch unter der instabilen politischen Situation gelitten, sagt Ministerin Kuchtova später:

"Es ist richtig, dass Cermat unter den ganzen politischen Turbulenzen des vergangenen Jahres und den wechselnden Konzepten litt. Problematisch war sicher auch, dass Cermat neben der Vorbereitung des staatlichen Abiturs auch mit anderen Aufgaben betraut wurde."

Verschoben ist nicht aufgehoben - das wird sich allerdings erst im Jahr 2010 erweisen.