Eimsar, das achträdrige Roboter-Wunder aus Litomyšl

Foto: Intel

Das Wort „Roboter“ hat der tschechische Schriftsteller Karel Čapek geschaffen. Er verwandte den tschechischen Ausdruck „robot“, der dann in die meisten Sprachen der Welt überführt wurde. Roboter sind also eigentlich in Tschechien zu Hause. Und dies haben nun drei Schüler aus dem Alois-Jirásek-Gymnasium im ostböhmischen Litomyšl / Leitomischl eindrücklich bewisen. Sie haben mit einem Eigenbauroboter namens „Eimsar“ den ersten Platz in dem Wettbewerb junger Techniker und Wissenschaftler „Intel Isef“ in den Vereinigten Staaten belegt.

„Eimsar“ ist eine Abkürzug aus dem Englischen. Der ganze Name lautet: Eight-wheeled Multifunctional Semiautomatic Robot. So haben ihn seine Erfinder benannt. Auf Deutsch heißt dies: achträdriger multifunktionaler halbautomatischer Roboter. Dieses Gerät ist allerdings nicht in einem High-Tech-Labor irgendwo in Japan oder in den USA entstanden. Vielmehr haben sich Petr, Marek und Jan aus dem Gymnasium in Litomyšl zu Hause an die Arbeit gemacht. Dieselben Interessen hätten alle drei zusammengeführt, sagt Petr Bubeníček:

„Wir haben uns schon immer für Technik begeistert. Marek kenne ich seit seiner Kindheit. Wir haben zusammen Lego gespielt und so haben wir die Welt der Technik kennen gelernt. Und Jan programmiert sehr lange schon Computer. Wir haben also unsere Kräfte vereinigt, wollten aber etwas Eigenes machen – wir wollten keine Autos bauen oder Ähnliches. Wir wollten unsere eigenen Pläne realisieren und nicht die Ideen Anderer umsetzen. Wir wollten etwas Originelles und Kreatives.“

Und das war: ein gemeinsamer Roboter. Bei ihren Eltern und in der Schule fanden sie Unterstützung, auch finanzieller Art. Doch sie haben versucht, möglichst viel zu sparen, sagt Marek Votroubek, der von den Dreien als Chef des Projekts gilt:

„Die Zahnräder sind aus alten Druckmaschinen. Wir haben Material benutzt, das nicht zu teuer war. Dazu gehören zum Beispiel Aluminiumprofile aus einem Baumarkt, die für Gärtner bestimmt sind und andere Dinge, die nur ein paar Kronen kosten.“

Einige Teile des Roboters haben die drei Jungs dem Baukastensatz der Firma Merkur entnommen. Das hat durchaus Tradition bei tschechischen Erfindern. Auch Otto Wichterle bediente sich schon vor mehr als 50 Jahren beim Merkur-Baukasten, um den ersten Apparat zur Herstellung von Kontaktlinsen zusammenzusetzen. Mit all den Spatricks kostete der Roboter letztlich 14.000 Kronen, also ungefähr 540 Euro - für die Wissenschaft ein Klacks, für tschechische Gymnasiasten durchaus eine Menge Geld.

Eimsar wird von acht Elektromotoren angetrieben: Jedes Rad hat einen eigenen Motor, damit sich der Roboter besser bewegen kann. Eimsar ist nämlich dafür konstruiert, Gegenstände herbeizuschaffen. Wie das funktioniert, erklärt Marek Votroubek:

„Unser Roboter kann manuell bedient werden oder automatisch. Im manuellen Regime lenken wir mit dem Computer jeden einzelnen Motor. Bei der Automatik geben wir eine Aufgabe, also einen Gegenstand in den Computer ein - und Eimsar findet das Ding. Er erkennt es, indem er mit der Kamera seine Umgebung fotografiert. Er verarbeitet dann die Bilder und das Programm, das Jan programmiert hat, zerlegt die Bilder in einzelne Segmente. Mittels einer Maske sucht er die Gegenstände...“

Mit diesem Gerät nahmen die Schüler dann bereits vor einem Jahr an einem Wettbewerb in der Kreisstadt Pardubice teil. Sie erreichten den dritten Platz. Damit waren sie für den gesamttschechischen Wettbewerb „Expo Science Amavet“ qualifiziert. Dort wurden sie Siebte. Das war im Mai 2008. Genau ein Jahr darauf flogen sie in die USA zu „Intel Isef“. Und das mit Hindernissen: Beim Ausladen auf dem Flughafen in Los Angeles wurde der 27 Kilogramm schwere Roboter beschädigt. Nach der Ankunft in Reno mussten die Jungs ihn erst einmal reparieren. Dass alles in einem Erfolg enden sollte, das glaubte nicht einmal die Direktorin des Gymnasiums, Ivana Hynková. Sie begleitete die Jungs:

„Der Wettbewerb war eine tolle Sache. Schon die Teilnahme war für uns eine Ehre. 1500 junge Leute aus der ganzen Welt haben mitgemacht. Und alle sind sehr geschickt. Sie haben viele Projekte aus vielen Fächern vorbereitet. Um ehrlich zu sein, habe ich den vierten oder den dritten Platz erwartet bei der Gala. Dann habe ich meine Kamera ausgeschaltet und habe darüber nachgedacht, wie man diese Plätze erreichen kann. Doch dann hörte ich plötzlich: ´Tschechische Republik, Marek Votroubek´. Ich schrie ich auf und ich war sehr glücklich.“

Die Gymnasiasten gewannen gegen 1562 Schüler aus 56 Ländern der Welt, die 278 Projekte in 17 Fächern wie Biochemie, molekuläre Biologie, Computerwissenschaften, Astronomie, Physik, Medizin, Mathematik und anderen präsentierten.

Dabei waren nicht einmal alle Jury-Mitglieder von der Präsentation der Tschechen begeistert. Denn die Jungs beauftragten den Roboter, ausgerechnet eine Bierflasche zu finden. In den USA herrscht indes für Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr Alkoholverbot. Doch Petr Bubeníček sagt:

„Die Bierflasche war für den Versuch sehr passend. Es ist ein Rotationsobjekt, es sieht also von jedem Winkel aus gleich aus. Das ist dann für die Software leichter zu finden. In Tschechien waren die Leute jedenfalls begeistert.“

Und Jan Král fügt an:

„Ein Herr in Amerika tat so, als ob es ein apokalyptischer Roboter wäre. Aber ein Mann aus der Südafrikanischen Republik war begeistert. Er war Biertrinker und fragte uns, welches tschechische Bier wir trinken. Wir haben uns geeinigt, dass Pilsner Urquell das beste Bier ist.“

Trotz anderer Einstellung in Fragen des Alkohols haben die Gymnasiasten aus Litomyšl gesiegt. Doch bei der Rückkehr aus den USA wartete auf zwei der Sieger eine weitere große Aufgabe: die Abiturprüfung. Schuldirektorin Hynková:

„Sie waren in Amerika, als die letzte Woche vor dem Abitur anbrach, die so genannte heilige Woche. Und die Lehrer sagten, sie sollten sich doch lieber auf ihren Abschluss vorbereiten. Letztlich haben sie auch so das Abitur problemlos bestanden.“

Marek Votroubek und Jan Král haben mittlerweile das Gymnasium verlassen und wollen nach den Ferien werden auf die Universität gehen. Marek Votroubek will an der Technischen Hochschule in Prag beginnen. Während er sich auf sein Studium konzentrieren möchte, überlegt Jan Král auch im neuen Lebensabschnitt erfinderisch tätig zu sein:

„Ich werde einen Roboter für den Wettbewerb Eurobot im nächsten Jahr bauen. Und ich gehe nach Brünn an die Technische Hochschule und werde Elektrotechnik studieren.“

Petr Bubeníček macht hingegen erst im kommenden Jahr sein Abitur. Nach dem Abitur will er an die Chemisch-Technische Hochschule in Prag. Sein Ziel ist, Batterien zu entwickeln, die auch für den Roboter eingesetzt werden können.