Ein Bühnengespräch in Prag: Václav Havel und Lou Reed

Lou Reed (rechts) und Vaclav Havel (Foto: CTK)
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Sie sind seit 15 Jahren enge Freunde, bereits vorher hatten sie jedoch voneinander gewusst und sich gegenseitig verehrt: Der tschechische Ex-Dissident, Politiker und Dramatiker Václav Havel und der US-Musiker und Gründer der bekannten Band Velvet Underground Lou Reed. Seit 1990, als Lou Reed zum ersten Mal in die Tschechoslowakei kam, um als Journalist ein Interview mit Havel zu machen, haben sie sich mehrere Male getroffen. Zum vorerst letzten Male im Rahmen der sog. Bühnengespräche am Montagabend in einem Prager Theater.

Lou Reed  (rechts) und Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Václav Havel und Lou Reed haben bereits am Sonntag ein Benefizkonzert tschechischer Musiker für die Flutopfer in Asien besucht. Sie würdigten die große Solidaritätswelle, die nach der Katastrophe entstanden ist, und hoben an ihr besonders die Beteiligung junger Leute hervor. Der US-Musiker hat in diesem Zusammenhang die heutige gesellschaftliche Lage mit der vor 15 Jahren verglichen:

"Als ich zum ersten Male hierher kam, hatten sich die Tschechen gerade erst daran gewöhnt, dass sie frei Musik spielen können. Nun, als ich im Benefizkonzert war, wo junge Rocker spielten, war es für mich phantastisch, die große Veränderung in Tschechien zu sehen. Die Leute können frei ihre Meinung äußern."

Ansonsten lehnte es Reed jedoch ab, die politische Lage in Tschechien zu kommentieren. Auf einer Pressekonferenz am Montagvormittag forderte er seinen Freund Vaclav Havel vielmehr dazu auf, ein Theaterstück über seine eigenen Erfahrungen in der hohen Politik zu verfassen. Er würde gerne zu einem solchen Stück die passende Musik komponieren, sagte Reed. Ex-Präsident und Dramatiker Havel wiederholte unterdessen seinen Wunsch, sich zurückziehen und etwas Größeres schreiben zu wollen. Seine dafür erforderliche Konzentration werde jedoch beeinträchtigt:

"Diverse öffentliche Aktivitäten, die mir angeboten werden, lenken mich davon ab. Ich bin darüber jedoch nicht beunruhigt, da ich schon genug geschrieben habe und mich nicht verpflichtet fühle, etwas zu schreiben. Nur - ich möchte etwas schreiben."