Ein Drama über Mittelwelle
Der Ostberliner Joachim Dresdner verfolgte die Ereignisse von 1968 über den Rundfunk.
Ich stamme ursprünglich aus Ostberlin und hatte gute Bekannte in Prag. Die Familie wohnte in den Weinbergen, Vinohradská 48, unweit von „Radio Prag“. 1967 besuchte ich die Familie zum ersten Mal. Wir waren ein paar Tage auf deren Grundstück in Maxicky, in der böhmischen Schweiz, dann in Prag. Als ich 1968 wieder in Prag war, erlebte und spürte ich diese Aufbruchsstimmung. Meine Bekannten erklärten mir, dass in den Zeitungen mit Namen und Meinungen diskutiert werde, ich sah im Kino „Winnetou“ auf Deutsch. In den Klubs war viel los.
Als ich am 21.08.1968 frühmorgens in die Ausbildungsstätte fuhr, ahnte ich noch nichts. Wir künftigen Studiotechniker beherrschten die Empfangsanlagen und hörten die Meldungen aus der DDR, vom RIAS und von Radio Prag. Zu Hause setzte ich das Hören von Radio Prag fort. Ab 19.00 Uhr meldete sich der Sender „České Budějovice“ für „Radio Prag“. Eine Stunde später setzte sich ein Störsender auf diese Frequenz (MW 1286 kHz) mit Meldungen der sowjetischen Agentur TASS. Kurz darauf schlug der ursprüngliche Sender wieder durch. Vieles von den Kämpfen der Techniker und Journalisten auf Sendung zu bleiben, habe ich in Form von Empfangsberichten dokumentiert.