Ein letztes Glück auf!: Schließung der Grube Paskov

Grube Paskov (Foto: ČTK)

Einst Stolz Mährisch-Schlesiens, nun aber nach und nach Geschichte: das Bergwerk Paskov. Mit ihm schließt eine der größten Gruben des insolventen Kohleförderers OKD und es endet ein Stück tschechischer Bergbautradition. Zudem ist es Teil einer unsäglichen Posse um Misswirtschaft und fehlgeschlagene Privatisierung.

Grube Paskov  (Foto: ČTK)
Fárat – so heißt in der Sprache der Kumpel im Raum Ostrava / Ostrau das Einfahren in die Grube. Am Donnerstagabend taten dies die Bergleute in der Grube Paskov zum letzten Mal. Der Kohleförderer OKD, zu dem Paskov gehört, ist pleite, und die Grube selbst ist unrentabel geworden. Und das nach fast 50 Jahren.

Von der Kohle würde das Leben des Landes abhängen, so hieß es in einem Propagandafilm aus den kommunistischen 1950er Jahren. Bergleute vor allem aus dem Raum Ostrava hatten eine besondere Stellung in der tschechoslowakischen Vorwendegesellschaft – die Löhne waren überdurchschnittlich und man hatte Privilegien. „Já jsem horník, kdo je vic“, deutsch: Ich bin ein Bergmann, wer ist mehr – so lautete eine Parole aus dieser Zeit.

Zdeněk Bakala  (Foto: YouTube)
In den 1990er Jahren sollte sich das jedoch ändern. Die Kohleförderer im Raum Ostrava, Frýdek-Místek und Karvina wurden privatisiert, zum Teil unter fragwürdigen Umständen. So wechselte auch OKD fast jährlich den Besitzer. Die Mehrheitsanteile gingen dabei an Investitionsfonds, die in der Zeit der sogenannten Coupon-Privatisierung wie Pilze aus dem Boden schossen. Der Anfang vom endgültigen Ende war der Verkauf der letzten Staatsanteile von OKD, rund 48 Prozent des Unternehmens gingen an die Firmengruppe Karbo-Invest von Zdeněk Bakala. In den Jahren 2006 bis 2012 sollen laut Angaben der neuen OKD-Firmenleitung und unabhängigen Analysten Dividenden in Höhe von insgesamt 65,3 Milliarden Kronen (2,4 Milliarden Euro) an die Aktionäre geflossen sein, davon allein an Bakala rund 38 Milliarden Kronen (1,4 Milliarden Euro). Und das bei Umsätzen von lediglich 34,7 Milliarden Kronen (1,2 Milliarden Euro). Das Ergebnis: Letztlich stand OKD mit 23 Milliarden Kronen (850 Millionen Euro) in der Kreide und musste Ende vergangenen Jahres Insolvenz anmelden. Seitdem streitet die Politik um die Zukunft des einstigen Prestige-Unternehmens. Zur Debatte stehen die Rückverstaatlichung von OKD oder die Weitergabe an einen neuen privaten Investor.

Jaromír Pytlík  (Foto: Archiv SHO)
Seit der Insolvenz muss eine OKD-Grube nach der anderen dichtmachen, am Freitag war Paskov dran. Und das, obwohl in den Schächten auch weiterhin unschätzbare Kohle-Vorkommen lagern.

„Es ist schade, dass wir nicht einmal mehr an das endgültige Förderlimit stoßen können“, so Jaromír Pytlik, Chef der Gewerkschaftsvertretung für die Kumpel in der Grube Paskov.

Nachdem die letzten der insgesamt 1300 Bergmänner am Freitagmorgen aus der Grube Paskov ausgefahren sind, übernehmen Räumungsteams das Bergwerk, informiert OKD-Sprecher Ivo Čelechovský:

„Die Räumungsteams bereiten die Demontage der Gerätschaften in der Grube vor. Insgesamt werden noch rund 300 Kumpel damit beschäftigt sein, die Aufgabe des Bergwerks zu vollziehen.“

Grube Paskov  (Foto: ČTK)
Der Rest der Belegschaft wird entweder in Pension geschickt oder hat bereits Arbeit in einer der übrigen Gruben um die Stadt Karviná gefunden. Alles in allem ist die Insolvenz von OKD ein schwerer Schlag für die strukturschwache Region Mährisch-Schlesien. An dem Kohleförderer hängen nämlich samt Zulieferern rund 12.000 Arbeitsplätze. Und sie könnten sich nun alle das letzte Mal mit dem hiesigen Bergmannsgruß „Zdař Bůh“ verabschieden.