Ein zufälliges Treffen mit Dubček
Im Jahr 1968 lebte Ulli Peters als danaks 21-Jähriger ich in der DDR (Schwerin) und verfolgte mit seiner ganzen Familie von Jung bis Alt die Ereignisse vor allem in Prag.
Die Naivität der Führung um Dubček rührte uns, denn die Verwirklichung der Ziele des Prager Frühlings hätten ein Aus für das „sozialistische Lager“ bedeutet. Und so kam es dann auch zum Einmarsch der Staaten des Warschauer Vertrages. Freunde von mir absolvierten gerade ihren Militärdienst bei der NVA und wurden eines Morgens mit Alarm aus den Betten geholt. Sie dachten, dass es sich um einen Routine-Alarm handeln würde und streiften die Kampfanzüge verbotenerweise über die Schlafanzüge. So zogen sie dann im Schlafanzug in den Einsatz, der diesmal kein Spaß war. Wie wir heute wissen, mussten die DDR-Truppen nicht in die Tschechoslowakei einmarschieren, sondern übernahmen nur irgendwelche Absicherungsaufgaben.
Nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstandes war die Trauer in unserer Familie, im Freundeskreis und auch unter den Kollegen im Betrieb groß. Wie anders hätte die Weltgeschichte verlaufen sein können, wenn dieses kleine Land den friedlichen Weg zu einer sozialistischen Demokratie genommen hätte! Nicht wenige Ostdeutsche mussten für ihre Solidaritätsbezeugungen mit den Tschechen und Slowaken, für ihre freien Meinungsäußerungen und die Verurteilung des Einmarsches der sowjetischen Truppen mit harten Strafen bezahlen.Schon im Jahre 1970 reiste ich mit Freunden nach Prag und Bratislava. Wir hatten ein wenig Angst, dass man uns wegen der beschriebenen Vorfälle Schwierigkeiten machen könnte. Nichts dergleichen passierte! Damals sprachen noch sehr viele Tschechen und Slowaken die deutsche Sprache und wir hörten immer wieder, dass kein Hass bestünde, da wir ja auch nur Opfer des Systems wären. In Bratislava wurde ich von meiner damaligen Freundin Vicky auf Alexander Dubček aufmerksam gemacht, der uns zufällig begegnete und nach meiner Erinnerung beim dortigen Forstwirtschaftsbetrieb arbeitete. Diesen Moment habe ich nicht vergessen.
Seitdem bin ich sehr oft als Tourist nach Tschechien gereist, das ich lieben gelernt habe. Auch im kommenden Januar werde ich, falls es meine Gesundheit und meine Rente zulassen, wieder Prag besuchen. Ich werde wie immer Franz Kafka und seiner Zeit, dem tschechischen Bier und dem guten Essen meine Referenz erweisen und mich an den Schönheiten der Stadt erfreuen.