"Eine etwas enttäuschte Liebe" - George Soros und die Tschechen

George Soros (Foto: CTK)
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George Soros - allein der Name dieses Amerikaners ungarischer Herkunft liest sich wie eine Erfolgsgeschichte. Er steht für spektakuläre Währungsspekulationen, die Soros weltbekannt - und vor allem unglaublich reich machten. Zugleich verbindet sich mit dem Namen Soros ein Engagement für die Demokratisierung unterdrückter Gesellschaften, das weltweit seinesgleichen sucht. Am 12. August ist Soros 75 Jahre alt geworden. Silja Schultheis erinnert aus diesem Anlass an das Engagement des großen Mäzens in Tschechien bzw. der Tschechoslowakei.

George Soros  (Foto: CTK)
Durch über 30 Länder zieht sich heute das Netzwerk von Soros-Stiftungen, die fast alle dieselben zwei Wörter im Namen tragen: Open society. Geleitet durch sein von Karl Popper inspiriertes Ideal einer offenen Gesellschaft hat George Soros in maßgeblicher Weise kontinuierlich auch am Fall des Eisernen Vorhangs mitgearbeitet. Seit 1980 unterstützte er über die in Schweden ansässige Stiftung Charta 77 Dissidenten in der Tschechoslowakei und ermöglichte Wissenschaftlern Studienaufenthalte im westlichen Ausland. Zur damaligen Zeit eine in doppeltem Sinne unbezahlbare Möglichkeit, erinnert sich der Soziologe Petr Mateju, Mitbegründer des Prager Instituts für soziale und ökonomische Analysen:

"Ich war einer von denen, die noch vor 1989 die Chance hatten, auf Kosten von Herrn Soros ein akademisches Jahr in den USA zu verbringen. Insbesondere für uns Gesellschaftswissenschaftler war das eine enorme Chance, etwas zu studieren, was sie auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verwenden konnten. Und ich kann mich an niemand anders erinnern, der uns eine solche Chance gab - außer Soros."

Die Tschechoslowakei war neben Polen das erste kommunistische Land, in dem sich Soros engagierte. Und sie war zugleich das Land, in dem er nach der politischen Wende nach 1989 die größte Enttäuschung während seiner philanthropischen Tätigkeit erlebte, wie er später selbst sagte. Mit großem Enthusiasmus und viel Geld unterstützte Soros auch nach der Samtenen Revolution die Stiftung Charta 77. Letztendlich stellte er die Förderungen jedoch enttäuscht ein - die Stiftung sei nicht in der tschechischen Gesellschaft verankert gewesen und habe sich zu sehr um Streitigkeiten aus der Vergangenheit gedreht, statt in die Zukunft zu blicken, so Soros. Die Enttäuschung Soros übertrug sich anfänglich auch auf die Tätigkeit der Stiftung Open society fund Prag, die 1992 als Teil des Soros-Stiftungsnetzwerkes gegründet wurde, erinnert sich die Direktorin der Stiftung, Marie Kopecka:

Prag ist für George Soros noch mit einer weiteren Ernüchterung verbunden: mit der Verlegung seiner Mitteleuropäischen Universität von Prag nach Budapest. Das ambitionierte Projekt, das als think tank für Mittel- und Osteuropa geplant war und 1991 in Prag startete, fand in der Tschechoslowakei keine rechte Unterstützung. Zwar hatte sich die Regierung von Petr Pithart bereit erklärt, die Miete für die Räumlichkeiten der Universität zu übernehmen (alle übrigen Kosten trug Soros). Doch die Nachfolgerregierung von Vaclav Klaus hielt sich nicht daran. Klaus sagte weder die Vorstellung einer offenen Gesellschaft noch die Orientierung Prags nach Mittel- und Osteuropa, statt in den Westen, zu. Der Hauptgrund für die Entscheidung, die Mitteleuropäische Universität aus Prag nach Budapest zu verlegen, waren für Soros letztlich auch nicht die finanziellen Querelen um die Mitteleuropäische Universität. Er hatte das Gefühl, dass die Universität bei den tschechischen Intellektuellen keine Unterstützung fand - ein Gefühl, das Soros heute nicht nur von dem Soziologen Petr Mateju bestätigt wird.