"Eine faszinierende Stadt" - die Gewinner des Radio Prag-Hörerwettbewerbes zu Gast in Prag

Helmut und Linda Matt

Heute erwartet Sie wieder eine besondere Ausgabe des Hörerforums. Sie hören ein Gespräch, das wir mit den Gewinnern unseres diesjährigen Hörerwettbewerbs, Helmut und Linda Matt aus Herzbolzheim im Schwarzwald, aufgezeichnet haben. Auf Einladung von Radio Prag haben die beiden Anfang November die tschechische Hauptstadt besucht und waren dabei auch bei uns im Studio.

Helmut und Linda Matt
Herr Matt, Frau Matt, ich begrüße Sie ganz herzlich bei uns im Studio. Am Anfang ihres Besuches in Prag waren Sie schon einmal hier. Nun ist fast schon die ganze Woche vorbei. Was sind ihre Eindrücke?

Helmut Matt: Die Eindrücke sind sehr vielfältig; ich bin wirklich fasziniert von der Stadt. Wir haben Prag weitgehend zu Fuß erobert und was mich an der Stadt sehr fasziniert sind die Kontraste zwischen den historischen Stätten, dem Glanz der Jahrhunderte, und dem pulsierenden Leben. In dieser Form habe ich das noch nirgendwo anders erlebt.

Können Sie ein paar Orte herausstellen, an denen Sie gewesen sind?

Helmut Matt: Unser erster Spaziergang ging entlang des klassischen Königswegs...

Linda Matt: ... angefangen haben wir am Repräsentationshaus - eines der Gebäude, das ich von unserem letzten Besuch gerade noch in Erinnerung hatte. Jetzt war ich wirklich überrascht, wie schön es geworden ist! Wir standen staunend davor, ebenso beim Pulverturm! Und wo man auch hinschaut sieht man Türme und nochmals Türme und Kirchturmspitzen und schöne Gebäude - es war wirklich beeindruckend! Und alle stehen mit ihren Kameras da und fotografieren, wir natürlich auch! Da ist uns erst bewusst geworden, wie viele Touristen in Prag sind.

Sie haben eben schon erwähnt, dass Sie nicht zum ersten Mal in Prag sind, sondern, wenn ich das recht sehe, bereits zum dritten Mal. Die anderen Besuche liegen aber schon lange zurück: 1978 und 1984, also in einer ganz anderen Welt, vor der Wende. Wie hat sich die Stadt in dieser Zeit verändert?

Helmut Matt
Helmut Matt: Das ist ein ganz anderes Prag, das man heute erlebt. Das erste Mal war ich als Schüler mit der Abiturklasse 1978 hier und das zweite Mal 1984 zusammen mit meiner Frau Linda. Damals war Prag eine sehr graue Stadt, eine Stadt, die hinter Gerüsten versteckt war. An allen Ecken standen Baugerüste, aber es wurde gar nicht gebaut - man hat einfach gemerkt, dass überall das Geld fehlt.

Linda Matt: Wir haben einen Vier-Tages-Busreise nach Prag gemacht, im ersten Jahr, in dem ich in Deutschland war. Für mich als Amerikanerin war die Tschechoslowakei damals mehr als nur ein anderes Land. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl, als wir hier waren. Noch dazu war es November: grau, trist, regnerisch. Einerseits war ich als Amerikanerin ganz fasziniert von den alten Gebäuden, von der Kultur und der Geschichte solcher Städte. Aber andererseits war alles so düster, weil so vieles grau und kaputt war - ich muss zugeben, dass ich von damals viele traurige Erinnerungen an Prag hatte. Aber die habe ich jetzt nicht mehr.

Das müssen wir jetzt doch noch einmal hervorheben, Frau Matt, weil man es nicht an Ihrer Stimme hört: Sie kommen ursprünglich aus den USA - und haben nun nach zwanzig Jahren in Deutschland schon einen badischen Akzent! Damals aber war für Sie als Amerikanerin die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien sicher noch ein Stück größer, es war von Amerika der Schritt in das andere System...

Linda Matt: Richtig, ich war damals mit einer Gruppe amerikanischer Studentinnen unterwegs. Wir waren auch einmal in Ost-Berlin und da war es eigentlich noch beklemmender. Die Vorstellung "Kommunismus" war für Amerikaner Angst einflößend, und man hat natürlich das gesehen, was man in diesen Ländern sehen wollte - eher Negatives also. Aber es gab eben tatsächlich auch viel Armut und viele Menschen haben nicht gelächelt. Es war einfach eine ganz andere Atmosphäre als die, die man als Amerikaner aus den USA kennt.

Helmut und Linda Matt und Jitka Mladkova in Radio Prag
Ist von diesem Gefühl noch etwas zurückgekommen bevor Sie nach Prag abgeflogen sind?

Linda Matt: Nein - ich hatte zwar noch diese traurigen Erinnerungen, aber ich habe ja auch gewusst, dass das schon zwanzig Jahre her ist und sich in dieser Zeit vieles verändert hat. Außerdem waren Verwandte, die gerade vor einem Jahr in Prag gewesen sind, absolut begeistert und haben schon erzählt, wie schön die Stadt geworden ist.

Helmut Matt: Also Prag steht eigentlich in nichts hinter einer westlichen Stadt zurück und im kulturellen Angebot ist es, würde ich sagen, sogar noch eine Klasse besser.

Im Vorgespräch haben Sie schon erzählt, was sie alles gemacht haben, und dabei kam immer wieder Musik vor...

Helmut Matt: Wir wollten nicht nur Musik hören, sondern Musik erleben. Wir waren gestern in der Zauberflöte, in der Staatsoper, und dann haben wir uns gestern Nachmittag die Zeit genommen, das Dvorak-Museum zu besuchen - ein sehr interessantes, schönes kleines Museum. Wir haben aber auch eine ganz andere Art von Musik erlebt, indem wir auf einer Folkloredarbietung waren - Volkstanz und Volksmusik aus Südböhmen, das hat sehr viel Spaß gemacht.

Hören ist natürlich ein gutes Stichwort, denn Sie haben den Hörerwettbewerb von Radio Prag gewonnen und deshalb sind sie hier. Außerdem sind Sie einer unser langjährigen Hörer und einer der fleißigsten Leserbriefschreiber. Ich habe erfahren, dass Sie schon seit 1974 Radio Prag hören! Was verbindet Sie mit dem Sender?

Helmut Matt: Mich verbindet vor allem sehr viel mit dem Radio. Ich höre Rundfunkstationen aus der ganzen Welt. Schon als Schüler habe ich mit dreizehn, vierzehn Jahren angefangen, ausländische Stationen zu hören. Und Radio Prag war damals eine Möglichkeit für mich, Nachrichten aus einem Bereich Europas zu hören, aus dem man sonst ja direkt keine Informationen erhalten konnte. Zwischen Ost und West war der Eiserne Vorhang, aber der wurde von den Funkwellen überbrückt. Das hat mich einfach fasziniert, die Meinungen einmal aus einer anderen Perspektive heraus zu erfahren. Es war mir klar, dass das damals gesteuerte Nachrichten waren, aber ich dachte und denke immer noch, dass es für die Horizonterweiterung gut ist, wenn man auch andere Meinungen, Perspektiven und Ideen hört. Und das halte ich heute auch immer noch so: Ich höre immer noch Stationen aus der ganzen Welt, etwa auch Radio Havanna Kuba. Ich weiß, da ist sicher viel staatlich gesteuert, aber wenn ich die Quintessenz aus dem Programm ziehe, bekomme ich auch da Informationen, die ich hier nicht bekommen würde.

Frau Matt, Kurzwellen hören, scheint mir, ist ein sehr technisches Hobby. Da geht es um Frequenzen, Fading und die richtige Antenne. Teilen Sie das mit ihren Mann? Sitzen Sie zusammen vor dem Radio oder geht er alleine in die Kammer?

Linda Matt: Nein, nein, er versteckt sich nicht in einem kleinen Kämmerchen und macht die Tür zu, sondern das Radio läuft bei uns einfach. Auch durch unsere Liebe zur Musik hören wir einfach sehr viel Radio, und es ist ganz normal, dass bei uns das Radio ständig läuft. Ich höre dadurch sehr viel mit, wenn auch nicht so viel und so konzentriert wie er.

Haben Sie einen Fernseher zu Hause?

Helmut Matt: Ja, aber der ist fast nie an. Wenn es mal ein bedeutendes politisches Ereignis oder ein tolles Fußballspiel gibt, dann schalten wir die Kiste mal an. Aber im Normalfall beziehen wir die Informationen aus Zeitung, Internet und natürlich in erster Linie aus dem Radio...

Linda Matt: ...das Radio gehört zum täglichen Leben und das Fernsehen nicht.

Als letzte Frage: Wann kommen Sie zum vierten Mal nach Prag?

Helmut Matt: Möglichst bald! Die Woche verging im Flug, und es gibt so viel, was ich noch gerne sehen und erleben würde. Ich denke, wir müssen bald wiederkommen!

Vielen Dank für das Gespräche und noch eine schöne Zeit in Prag!