Eine Legende wird 100: Weltreisender Zikmund

Miroslav Zikmund (Foto: ČTK / PR / Verlag Jota)

Jeder Tscheche kennt ihre Namen: Miroslav Zikmund und Jiří Hanzelka – die beiden Weltreisenden. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie ihre erste große Fahrt unternommen, und ab 1959 waren sie noch einmal über fünf Jahre lang unterwegs. Nun feiert Miroslav Zikmund am Donnerstag seinen 100. Geburtstag, während Jiří Hanzelka bereits 2003 gestorben ist.

Jiří Hanzelka und Miroslav Zikmund  (Foto: Archiv des Museums des südöstlichen Mährens in Zlín)

Miroslav Zikmund  (Foto: ČTK / PR / Verlag Jota)
Legendär waren ihre Rundfunkreportagen. Praktisch alle in der Tschechoslowakei hingen damals mit dem Ohr am Radio und verfolgten die Berichte. Die Pyramiden von Gizeh, die Viktoriafälle, die Inka-Stadt Cusco in Peru oder Acapulco. Überallhin fuhren sie mit ihrem Tatra 87, einem äußerst robusten Automodell. Diese erste Reise dauerte von 1947 bis 1950 und führte von Kairo nach Kapstadt und von Argentinien nach Mexiko.

Wenn man den Jubilar Miroslav Zikmund nennt, muss man immer auch Jiří Hanzelka hinzufügen. 1938 waren sie sich bei ihrem Außenhandels-Studium an der Prager Universität begegnet.

„Das war wohl in den Sternen geschrieben, das war Vorhersehung. Wir hatten gemeinsame Interessen, haben zusammen unser Studium absolviert und uns dann etwas ausgedacht, das den normalen Rahmen überschritten hat. Und die Reisepläne mussten wir dann während der gesamten Zeit des Protektorats auch vor unseren Eltern geheim halten“, so Miroslav Zikmund vor einigen Jahren in einem Radiointerview.

Zikmund und Hanzelka in der Sowjetunion  (Foto: Archiv des Museums des südöstlichen Mährens in Zlín)
H+Z, wie man sie nannte, wurden zu einem Phänomen in der Nachkriegs-Tschechoslowakei. Ihr Ruhm machte es möglich, dass sie zu kommunistischen Zeiten noch einmal zu einer großen Fahrt aufbrechen durften: von Prag durch den Nahen Osten, über den Himalaya bis nach Indonesien und Japan – und dann durch die ganze Sowjetunion wieder zurück. 1959 bis 1964 waren sie unterwegs. Über all ihre Erlebnisse und die ganzen Länder gaben Zikmund und Hanzelka unzählige Bücher heraus, und nicht nur im Radio, sondern auch im Kino liefen ihre Reportagesendungen.

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 kam der Bruch. Beide Abenteurer äußerten sich kritisch über die Besetzung ihrer Heimat durch die Truppen des Warschauer Pakts. Es folgte ein Reise- und Publikationsverbot.

„Jiří hat dann irgendwann als Gärtner im Prager Seminargarten gearbeitet. Meine Lage war aber etwas einfacher. Ich hatte noch Geldreserven, von denen ich weiter leben konnte. Und so bin ich dann auf Reise in die Vergangenheit gegangen. Mich begann zu interessieren, woher eigentlich meine Familie stammt. Ich habe mich mit Genealogie beschäftigt und mehrere Hundert Stunden lang in Archiven und auf Gemeindeämtern verbracht.“

Foto: Archiv des Museums des südöstlichen Mährens in Zlín
Miroslav Zikmund, der am 14. Februar 1919 in Plzeň / Pilsen geboren wurde, konnte letztlich Vorfahren bis ins Jahr 1629 nachweisen.

Obwohl das kommunistische Regime die beiden Weltreisenden vergessen machen wollte, behielten ihre Landsleute sie im Herzen. Nicht zuletzt kursierten 6,5 Millionen Exemplare ihrer Bücher in der Tschechoslowakei. Und nach der politischen Wende setzte sich der Kultstatus von Zikmund und Hanzelka nahtlos fort. 1999 wurden sie dann mit dem tschechischen Staatsorden geehrt. 2003 starb Jiří Hanzelka. Auch deswegen sagt sein großer Freund Miroslav Zikmund, dass er seine 100 Jahre als Geschenk ansehe. Doch feiern wolle er nicht, wie er gegenüber Radio Prag vor kurzem betont hat:

„Ich selbst habe nichts geplant. Aber die Mitglieder des Hanzelka-und-Zikmund-Klubs haben etwas vor, und ihnen rede ich nicht in ihre Pläne hinein. Wenn es aber nach mir ginge, dann würde ich überhaupt nicht feiern.“

Briefmarke mit dem Motiv von Zikmund und Hanzelka  (Foto: Archiv Česká pošta)
Allerdings muss Miroslav Zikmund auch mit 100 Jahren immer noch regelmäßig Fanpost beantworten und Karten signieren. Ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk bekam der Globetrotter übrigens von der Tschechischen Post.

„Briefeschreiber, die immer noch auf klassische Weise Post in den Briefkasten werfen, haben ab dem 14. Februar die Möglichkeit, Hanzelka und Zikmund auf den Briefumschlag zu kleben“, so Miroslav Zikmund mit einem kleinen Augenzwinkern.

Die Post hat nämlich zu Ehren von H+Z eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Auf Reisen geht Zikmund aber schon seit längerem nicht mehr. Und längere Interviews gibt er eigentlich auch nicht. Er habe schon alles gesagt, hat er dies einmal begründet.

Autor: Till Janzer
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