Eine Studie in Empathie: Regisseurin Hilke Rönnfeldt beim Filmfestival in Karlsbad
In Karlovy Vary / Karlsbad läuft dieser Tage das 58. Internationale Filmfestival. Ein Ziel der Veranstaltung ist auch, junge und talentierte Regisseurinnen und Regisseure beim Start ihrer Karriere zu unterstützen. Dazu dient das Programm „Future Frames“. Die deutsch-dänische Regisseurin Hilke Rönnfeldt aus Kopenhagen zeigt dabei ihren Streifen „Eine Studie in Empathie“, mit dem sie im vergangenen Jahr den Preis Goldener Leopard beim Kurzfilmwettbewerb in Locarno gewonnen hat.
Hilke, wir treffen uns beim Filmfestival in Karlsbad. Du bist eine der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Programm Future Frames für junge Filmemacher. Dein Film heißt „Eine Studie in Empathie“, wovon erzählt er?
„Von einem Kunstexperiment. Es geht damit los, dass unsere Hauptfigur Dana an einem Experiment einer Kunststudentin teilnimmt. Diese Kunststudentin taucht bei ihr zu Hause auf, und Dana wird Teil ihrer Performance. Sie hat ihre Erwartungen, was passieren wird, doch dann ist auf einmal alles ganz anders. Nach der Performance weiß sie nicht tatsächlich, was passiert ist, weil das Experiment so seltsam ist. Sie begibt sich danach zu der Ausstellungseröffnung dieser Kunststudentin, bei der sie die Chance hat, darüber nachzudenken, was eigentlich passiert ist. Es geht darum, was wir an Erwartungen an Empathie haben, an uns selbst und auch in der Kunstwelt. Und vor allem geht es um diese zwei Frauen, die aufeinander treffen und von ganz unterschiedlichen Winkeln zusammenkommen.“
Woher kam die Inspiration. Ich habe gelesen, dass Du selbst an einem Kunstprojekt teilgenommen hast…
„Die erste Inspiration war tatsächlich eine Kunstperformance, an der ich selber freiwillig teilgenommen habe. Jahre später habe noch in Erinnerung, wie sehr verunsichert ich über meine Gefühle während dieser Performance war. Das finde ich spannend. Und dann ging es mir auch um die Größe der Empathie. Also: Was heißt Empathie eigentlich? Wir haben heute veränderte Erwartungen an Empathie: Wir müssen sehr nah zueinander sein, wir müssen auf unsere Gefühle reagieren. Also ist es sehr positiv, aber man darf sich auch zurücknehmen, man muss nicht immer mit seinen Gefühlen reingehen. Und das ist nicht eine schlechte Empathie.“
Inwieweit ist die visuelle, die ästhetische Seite für Dich wichtig?
„Das Visuelle ist bei mir ein Teil des Entwicklungsprozesses, zusammen mit meinem Team. Ich habe auch ganz eng mit meiner Kamerafrau Roxana Reiss zusammengearbeitet. Wir haben überlegt, wie wir das stilisieren können. Wenn man den Film sieht, hat er sehr krasse Farben, die ein bisschen das Gefühl geben, dass man nicht ganz in der Realität ist. Am Anfang, wenn wir in der Wohnung der Hauptfigur sind, sind es sehr warme, gelbe Farben. Später sind wir im Raum der Künstlerin, die von uns eine violette Färbung bekommen hat. Die Farben gehen von Pastell am Anfang zu immer krasseren und intensiveren Tönen. Zudem haben wir mit Zooms gearbeitet. Wir wollten, dass das Publikum in den Raum hineingezogen wird, dass man das Gefühl hat, auch Teil dieses Experiments zu sein.“
Der Film dauert nur 15 Minuten. Du hast auch früher schon mehrere Kurzfilme gemacht. Ist das Dein Lieblingsformat?
„Ich liebe das Kurzfilmformat und finde es wirklich toll. Immer wieder lande ich bei diesen 15 Minuten, weil ich finde, sie geben die Möglichkeit, sich reinzuzoomen und ganz fokussiert erzählen zu müssen. Am Kurzfilmformat gefällt mir sehr, dass man wirklich jede Minute effizient nutzen kann und will. Das macht einfach Spaß, weil man auch feststellt, wieviel man in 15 Minuten erzählen kann.“
Kannst du Deine Arbeit beschreiben? Wie bist Du zum Film gekommen, und was machst Du jetzt gerade?
„Ich habe angefangen, für Filmfestivals zu arbeiten. Darüber habe ich die ersten Schritte gemacht und mich dann entschlossen, Film zu studieren. Dafür bin ich nach Skandinavien gegangen und habe in Schweden Drehbuch studiert. Dann habe ich am unabhängigen Kollektiv Super16 in Kopenhagen Regie studiert. Vor zwei Jahren fertig bin ich fertig geworden. ‚Eine Studie in Empathie‘ ist mein Abschlussfilm. Seitdem habe ich eine Fernsehserie für den MDR gemacht, sie heißt ‚Festmachen‘. Und jetzt gerade entwickle ich, trotz meiner Liebe zum Kurzfilm, das Drehbuch für einen langen Film. Aber ich glaube, ich werde auch dem Kurzfilm treu bleiben.“
Mit Deinem Abschlussfilm kommst du jetzt nach Karlsbad. Was erwartest du von der Teilnahme am Programm Future Frames?
„Ich freue mich total, die anderen Filmemacher kennenzulernen, die aus verschiedenen europäischen Ländern kommen. Ich freue mich auch, Karlsbad zu erkunden, das Festival… Wir haben über Future Frames ein volles Programm. Vielleicht schaffen wir es aber auch, Filme zu gucken, das wäre toll.“
Ist Tschechien für Dich ein bekanntes Land?
„Es ist das allererste Mal, dass ich in Tschechien bin. Ich finde es auch richtig gut, dass ich das allererste Mal eben in Karlsbad starte. Vielleicht habe ich dann noch ein paar Tage für Prag. Ich bin sehr gespannt.“
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