Einem Trend auf der Spur: Die Eisbader von der Prager Moldau

Eisschwimmerin in Prag-Zbraslav (Foto: ČTK /  Michaela Říhová)

Dieser Winter hat bisher mehr Frosttage gebracht als der vergangene. Ideale Voraussetzungen also für einen Sprung ins Wasser, oder? Zumindest die Eisbader sehen das so. Und gerade in den jetzigen Corona-Zeiten werden sie immer mehr. Ľubomír Smatana hat die Wagemutigen an der Prager Moldau besucht. Seine Reportage haben wir für unsere Sendung bearbeitet.

Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Božena Černá ist 91 Jahre. Ihr Alter hält sie aber nicht davon ab, regelmäßig im Winter in die Moldau zu steigen. Tomáš Prokop leitet den 1. Prager Eisschwimm-Verein, den größten und ältesten seiner Art in Tschechien:

„Božena hat bereits Anfang der 1970er Jahre damit begonnen. Sie ist unsere älteste aktive Eisschwimmerin. Eine tolle Frau, die auch in Corona-Zeiten jede Woche hier herkommt, egal ob das Wasser fünf Grad oder einen halben Grad hat.“

Die Jugend würde sie wärmen, meint dazu Božena Černá, und erläutert dem Reporter:

Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Jungchen, ich hatte früher starke endogene Depressionen. Dann habe ich mit dem Eisschwimmen begonnen und die Krankheit im Wasser ertränkt.“

Am anderen Ende der Altersskala steht Patricie Ježková, die von ihrem Vater ins Wasser gerufen wird. Auch die neunjährige Schülerin macht wegen gesundheitlicher Probleme mit.

„Ich gehe vor allem wegen meiner Beine zum Eisschwimmen, sie tun mir weh. Aber die Moldau hilft unglaublich. Im November haben mein Papa und ich damit begonnen“, so Patricie.

Und Papa Petr Ježek ergänzt:

Petr Ježek  (rechts). Foto: Ľubomír Smatana,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Patricie ist ansonsten Ringerin, und das Eisbaden ist eine schöne Sache für sie. Irgendwie finde ich es schade, dass ich selbst nicht schon früher damit begonnen habe. Man steigt aus dem Wasser und fühlt sich wie neugeboren.“

Doch es müssen nicht immer Krankengeschichten sein, die einen ins eiskalte Wasser treiben. Die meisten wollen einfach ihr Immunsystem stärken. Und genau das hat zu Corona-Zeiten viele Neue motiviert. Vladimír Komárek leitet die Tschechische Eisbader-Union, die auch Wettkämpfe veranstaltet:

Vladimír Komárek  (Foto: Archiv von Vladimír Komárek)

„Die Menschen haben wegen der Pandemie jetzt mehr Zeit und kommen ans Wasser. Zudem posten zahlreiche Promis ihre Fotos vom Eisschwimmen, da denken wohl viele Normalbürger, dass sie ihnen näherkommen, wenn sie das nachmachen. Und nicht zuletzt wird ja gesagt, dass es gut sei, sein Immunsystem gegen Covid-19 zu stärken.“

Das Eisbaden ist in Tschechien mittlerweile ein Phänomen des Corona-Winters, über das in den vergangenen Wochen die Medien immer wieder berichten. Zur Popularität des Kälteschocks tragen unter anderem der beliebte Schauspieler Jiří Langmajer bei oder auch die Miss World von 2003, Lucie Křížková.