Eisfischen – in Ostböhmen ist es möglich

Eisfischen ist eine Angelpraktik, die immer beliebter wird. Das Problem ist: Die Methode ist in vielen Ländern Europas untersagt. Wer nicht illegal fischen will, muss entweder im hohen Norden Asyl suchen - oder auf manchen ausgewählten Teichen in der Tschechischen Republik angeln. Auch hier ist das Eisfischen zwar grundsätzlich verboten. Es gibt aber Reviere, die eine besondere Zulassung dafür haben. Eines dieser Reviere befindet sich bei der ostböhmischen Gemeinde Lípa nad Orlicí. Martin Karlík hat sich für das Forum Gesellschaft auf´s Eis begeben.

Illustrationsfoto
Eine große schneebedeckte Fläche, ein Teich bei Lípa nad Orlicí in Ostböhmen. Der wochenlange Frost hat die Eisschicht auf 20 Zentimeter anwachsen lassen. Mitten auf dem Eis steht eine Gruppe von rund zehn Männern. Alle sind in dicke warme Jacken gehüllt. Sie sind auf der Jagd nach dem Leben unter dem Eis - es sind Eisfischer.

Mit einem großen handbetriebenen Bohrer entsteht in wenigen Minuten ein Loch – ungefähr fußballgroß. Deswegen wird das Eisfischen auf Tschechisch „lov na dírkách“ genannt – Angeln auf Löchern. Václav Hromek ist der Betreiber des Angelreviers bei Lípa nad Orlicí:

Foto: Autor
„Der Fang an sich ist davon abhängig, was für einen Köder man benutzt. Man kann zwischen einem Naturköder und einem künstlichen Köder wählen. Der natürliche kann ein kleiner Fisch oder ein Regenwurm sein. Die künstlichen Köder, das sind Twister, Blinker oder Fliegen.“

Das klingt eigentlich ganz normal, so wie man es auch von den Anglern kennt, die im Sommer am Ufer eines Teiches oder Flusses mit Geduld auf ihr Glück warten. Mit einer herkömmlichen Angel ist man beim Eisfischen jedoch aufgeschmissen. Alles ist etwas kleiner. Eben wie das Loch im Eis, meint Václav Hromek.

Illustrationsfoto
„Es sind spezielle kleine Ruten, die nur so ungefähr 50 Zentimeter lang sind, mit einer feinen Spitze und einer feinen Angelschnur. Sie sind speziell für das Eisfischen gemacht.“

Die echten Angel-Fans bringen zumeist ihre eigenen Sachen mit in das Fischrevier. Wer das Angeln auf dem Eis aber erst einmal ausprobieren will, der kann sich hier das Nötigste ausleihen.

„99 Prozent der Eisfischer kommen mit eigener Ausrüstung. Aber man kann sich bei uns auch eine einfache Rute leihen und Köder haben wir auch hier oder können sie meistens besorgen“, so Václav Hromek. Da das Eisfischen etwas Besonderes ist und nicht in jedem Land erlaubt, zieht es auch Angler aus dem Ausland an. Helmut Holzbauer kam extra von Bayern nach Ostböhmen gefahren, um seine Angel in das eisige Wasser zu halten:

Foto: Autor
„Weil es bei uns in Deutschland das Eisfischen nicht gibt. Heute habe ich drei Forellen gefangen. Es gibt zwar auch Hecht oder Zander zum Beispiel. Da fischt man aber heute nicht drauf. Wir fischen gezielt auf Forellen.“

Und wie „zielt“ man beim Eisfischen auf die Forellen?

„Ganz feine Montage. Und einfach nur Maden oder Würmer. Ganz fein. Ganz wenig“, sagt der Bayer, der zum ersten Mal zum Eisfischen nach Tschechien gekommen ist.

Helmut Holzbauer ist nicht der einzige Ausländer, der in Lípa nad Orlicí erste Erfahrungen sammelt. Peter Kuruc ist aus der Slowakei gekommen.

„Ich habe keine Erfahrungen. Ich bin hier zum ersten Mal. In der Slowakei habe ich etwas Ähnliches noch nicht gesehen. Ich bin froh, dass ich gekommen bin. Ich versuche es und lerne es.“

Helmut Holzbauer und Peter Kuruc fahren zum Angeln durch ganz Europa. Genauso wie Jiří Marek aus Prag.

Foto: Autor
„Ich angle sehr viel. Unsere ganze Gruppe fährt durch die Weltgeschichte um Fische zu fangen. Das Eisfischen war für uns eine neue Erfahrung. Die Fische sind in dieser Jahreszeit sehr vorsichtig. Man braucht feine Angeln. Und der Fisch ist viel vorsichtiger als sonst. Bevor man die Angel zieht, muss der Fisch ordentlich angebissen haben. Da muss man abwarten können“, erklärt Jiří Marek fachmännisch.

Wichtig ist – wie immer - auch der Köder. Das bestätigen alle.

„Ich locke sie mit Fleischwürmern und Regenwürmern. Und wir füttern sie natürlich an“, beschreibt Jiří Marek die kleinen Geheimnisse des Eisfischens. In früheren Zeiten war das Eisfischen ein Weg, um sich Nahrung zu verschaffen in einer Zeit, wo nichts wächst. Und für die Angler von heute?

„Es geht darum, dass die Angler im Winter sich die Zeit vertreiben müssen“, so Václav Hromek. Die Eisfischer müssen also auf ihr Hobby auch beim stärksten Frost im Winter nicht verzichten. Die dritte Saison schon bietet Hromek das Eisfischen schon an. Er veranstaltet sogar Wettbewerbe im Eisfischen. So ein Wettbewerb fand hier am letzten Samstag statt:

„Es gab 38 Teilnehmer. Und der Fisch hat uns gezeigt, dass er einfach tut, was er will. Am Vormittag war er leicht zu fischen. Zum Mittag hin fing er an zu ruhen und erst am Ende konnte man ihn wieder fangen. Das ist wirklich ein Rätsel.“

Illustrationsfoto
Aber Achtung! Bei Minusgraden kann das ausgebohrte Loch schnell wieder zufrieren. Man muss dann mit einem Sieb die entstehende Eiskruste beseitigen. Und dann kann es weiter gehen. Fangen kann man fast alles. Václav Hromek:

„Im Winter sind Raubfische und auch Friedfische zu fangen. Was Raubfische angeht, handelt es sich vor allem um Forellen, Saiblinge, Hechte, Zander und Maränen. Bei den Friedfischen, da geht es vor allem um Aitel, Furne, Bleihen und so weiter.“

Zurzeit gibt es in Tschechien mehr als zehn Reviere, wo das Eisfischen möglich ist. Die Eisfischer brauchen meistens keine Lizenz, denn es handelt sich um private Teiche, wo jeder für eine bestimmte Gebühr im eisigen Wasser angeln kann. Vorausgesetzt natürlich, dass es knackig kalt ist.