Eishockey-WM 2004: Tschechien kam Deutschland als Gegner sehr gelegen

Martin Rucinsky (Foto: CTK)

Zum ersten Male bei der laufenden Eishockey-WM in Tschechien war die neue Prager Kultstätte, die topmoderne SAZKA Arena, mit über 17.300 Zuschauern ausverkauft. Denn zum Abschluss der Vorrunde stand am Mittwochabend jene Begegnung auf dem Programm, für die nicht weniger als 170.000 Nachfragen nach einer Eintrittskarte vorgelegen haben - die Partie Tschechische Republik gegen Bundesrepublik Deutschland. Sie endete mit einem klaren Sieg der Gastgeber, doch wie es dazu kam, das erfahren Sie von Lothar Martin.

Tschechien - Deutschland 5:1  (Foto: CTK)
Eishockeyspiele zwischen Tschechien und Deutschland werden mittlerweile schon zu kleinen Derbys hochstilisiert. Obwohl beide Nationen bezüglich ihrer Mentalität eher auseinander driften denn Gemeinsamkeiten aufweisen, sind sie im Eishockey schon etwas "artverwandt". Und zwar deshalb, weil auch bei dieser WM gleich vier Cracks im deutschen Aufgebot stehen, die tschechischer Abstammung sind. Daher ließ Tomás Martinec, der "eingedeutschte" Sohn des dreifachen Weltmeisters Vladimír Martinec, vor dem Match selbstbewusst verlauten, er wisse nur zu gut, "wie man die Tschechen ärgern könne."

Zwei Drittel lang konnten das die Deutschen in der Tat, dank guter Lauf- und Abwehrarbeit und einem Sonntagsschuss von Klaus Kathan, der nach 38 Minuten zum bis dahin sensationellen 1:1 einschlug. Aber was gleich zu Beginn des Schlussabschnitts passierte, hat Lothar Martin so gesehen:

Nach diesem Tor wurde das reale Kräfteverhältnis wieder hergestellt, so dass Lothar Martin zu diesem Resümee gelangte:

 Tschechien - Deutschland 5:1  (Foto: CTK)
Dieses ungleiche Kräfteverhältnis hat auch der großartig haltende deutsche Torhüter Robert Müller nach der Partie neidlos anerkannt:

"Nun, die Tschechen spielen nicht in einer eigenen Liga, aber für uns ist es natürlich sehr schwer gegen sie. Wir haben zwei NHL-Spieler in unseren Reihen, davon stand nur einer heute auf dem Eis. Die Tschechen haben aber, glaube ich, rund 20 NHL-Spieler. Es wäre daher schlimm, wenn wir mit denen auf gleicher Höhe wären. Wir sind immer der krasse Außenseiter."

Martin Rucinsky  (Foto: CTK)
Martin Rucinský wiederum, der Stürmerstar des WM-Favoriten und derzeit Führende in der Scorerwertung, gab zu verstehen, dass seinem Team diese Begegnung für den weiteren Turnierverlauf sehr gelegen kam:

"Die Deutschen haben gut gespielt. Sie spielen immer gut gegen uns, weil sie es verstehen, sich gegen uns immer auf irgendeine Art zu motivieren. Aber ich denke, dass wir solch ein Spiel gebraucht haben. Ein Spiel, das etwas ausgeglichener war als die beiden anderen zuvor. Denn 1:1 unentschieden stand es immerhin noch nach zwei Dritteln. Ich denke, das war heute eine sehr gute Lektion für uns, da wir festgestellt haben, dass wir eine gute Mannschaft haben - sowohl mental als auch physisch. Und man hat gesehen, dass wir fähig sind, mit jeder Situation fertig zu werden."

Die deutsche Mannschaft also ein "Aufbauhelfer" der Tschechen auf dem Weg zum elften WM-Titel? Die nächsten zehn Tage werden die Antwort darauf geben.