EM-Qualifikation: Tschechiens Fußballer nach Sieg in Holland Gruppensieger

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Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft fährt zur Europameisterschaft 2016 nach Frankreich. Das stand bereits vor einem Monat nach dem 2:1-Auswärtssieg in Lettland fest. Am Dienstagabend aber setzten die Schützlinge von Trainer Pavel Vrba dem Ganzen noch die Krone auf: Sie bezwangen die Niederlande in Amsterdam mit 3:2 und beendeten die Qualifikation sogar als Gruppenerster. Die Niederländer aber sind ausgeschieden.

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„Ohne Holland geht es zur EM!“ Dass dieser hämische Sprechgesang nun wieder – vor allem in Deutschland – ertönt, wurde am Dienstag Gewissheit. In einem verrückten bis vogelwilden Spiel unterlagen die „Oranjes“ den Gästen von der Moldau mit 2:3. Martin Hyský ist Co-Kommentator im Tschechischen Fernsehen (ČT):

„Eine große Überraschung! Die holländische Fußballschule, ihr typisches Kombinationsspiel, das habe ich heute absolut nicht gesehen. Es ist zu spüren, dass dieses Team in der Krise ist, dass es den psychischen Druck nicht meistert. Das heutige Spiel ist den Holländern total missglückt.“

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Das lag auch am Gegner. Die Niederländer liegen den Tschechen, denn von bisher 20 Vergleichen haben sie elf gewonnen und nur fünf verloren. Dazu sagt Hyský:

„Uns liegt der Stil der Niederländer. Sie spielen offensiv und attraktiv, vernachlässigen aber gern die Abwehr. Ihre Außenverteidiger stehen hoch, das schafft Räume, die zu schnellen Gegenangriffen einladen. Das sind alles Dinge, die für uns von Vorteil sind.“



Josef Šural  (Mitte). Foto: ČTK
Diese Vorteile muss eine tschechische Mannschaft aber auch nutzen. Das nach der 0:2-Heimniederlage gegen die Türkei auf sechs Positionen umformierte Team zeigte in Amsterdam, dass dies vor allem eine Frage des Willens ist. Torschütze Josef Šural:

„In der Aufstellung der Niederländer standen große Namen. Wir aber haben gezeigt, dass wir uns vor ihnen nicht fürchten. Wir haben eine sehr gute kämpferische Leistung abgeliefert, und das über eine Halbzeit lang nur zu Zehnt. Das war äußerst schwer, doch wir haben alles gegeben.“

Pavel Vrba  (Foto: YouTube)
Nationaltrainer Pavel Vrba war dann auch sehr zufrieden mit der Vorstellung seiner Schützlinge und mit dem Ergebnis. Er verwies darauf, dass er in allen zehn Spielen der Qualifikation wegen Sperren, Verletzungen oder Formschwäche eigentlich nie auf ein- und dieselbe Mannschaft bauen konnte. Er setzte insgesamt 29 Spieler ein, davon 16 aus der tschechischen Liga.

„Ich muss die Spieler nehmen, die mir zur Verfügung stehen, auch jene aus der eigenen Liga. Auf der anderen Seite behaupte ich, wenn drei tschechische Mannschaften in der Europa League spielen, zeugt das von einer gewissen Qualität. Ich nutze es daher aus, dass mir die Trainer in Pilsen, Liberec und bei Sparta Prag formstarke Spieler liefern. Dafür gebührt ihnen mein Dank.“

Zdeněk Ščasný  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Tatsache, dass die tschechische Auswahl die Qualifikation mit relativ wenigen Legionären gemeistert hat, lobt auch Sparta-Trainer Zdeněk Ščasný:

„Zum Ende der Qualifikation ist mit Tomáš Rosický auch noch einer unserer Schlüsselspieler ausgefallen. Man muss also unterstreichen: Dass wir mit einer Vielzahl von Spielern aus der tschechischen Liga Gruppenerster geworden sind, ist ein großer Erfolg.“



Pavel Kadeřábek  (links). Foto: ČTK
Einer der Akteure aus der nachrückenden Generation ist der Rechtsverteidiger der TSG Hoffenheim, Pavel Kadeřábek. Er richtet den Blick bereits nach vorn:

„Vor Beginn der Qualifikation hat es wohl niemand für möglich gehalten, dass wir Gruppenerster werden. Wir haben indes gezeigt, dass wir jeden schlagen können. Jetzt aber müssen wir uns gut auf die Endrunde vorbereiten, um nicht schon in der Gruppenphase zu scheitern.“

Autor: Lothar Martin
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