Emir Kusturica erhält den Preis des internationalen Filmfestivals in Uherské Hradiště

Emir Kusturica (Foto: ČTK)

Am Samstag öffnete im mährischen Uherské Hradiště die 37. Internationale Filmsommerschule ihre Pforten. Auf dem Festival werden Workshops, Diskussionen und Vorlesungen stattfinden. Ein Festival aber lebt von der Vielfältigkeit seines Programms – von den gezeigten Filmen, den Preisverleihungen und Gästen von Weltformat. Und genau diese Vielfältigkeit findet sich auf der diesjährigen Sommerschule.

Filmsommerschule in Uherské Hradiště  (Foto: ČTK)
Zu einem erfolgreichen Festival gehören eine Preisverleihung und prominente Preisträger. Einer von ihnen ist dieses Jahr der bosnische Regisseur Emir Kusturica. Sein bekanntestes Werk ist sicher seine 1995 entstandene Satire „Underground“. Geehrt wurde er von der Vereinigung der tschechischen Filmklubs für seine Verdienste um den europäischen Film. Wo er einen Teil der Inspiration für seine Filme findet, verriet Kusturica auf der Pressekonferenz. Er outete sich als großer Fan des tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal:

Emir Kusturica  (Foto: ČTK)
„Das ist Literatur, die für mich viel inspirierender war als jeder Film. Er hat einen besonderen Zugang zu den Menschen: Wenn er einen kleinen Menschen beim Bier beobachtet und das Gefühl für seine Geschichte entwickelt, dass kann man nirgendwo sonst sehen. Er hat einen Sinn für Helden, oder eher Antihelden, für Outsider, das ist für mich der ultimative Blick auf das menschliche Leben.“

Sein Handwerk hat Kosturica an der Filmhochschule FAMU in Prag bei einer Legende der tschechoslowakischen und tschechischen Filmkunst, bei Otakar Vávra, gelernt. Der bereits 100 Jahre alte Regisseur, Drehbuchautor und Hochschulprofessor wurde in Uherské Hradiště ebenfalls geehrt. Er bekam den Sonderpreis der Sommerschule für sein Lebenswerk. Kusturica über seinen ehemaligen Lehrer:

Otakar Vávra  (Foto: ČTK)
„Er ist wirklich einer der weltbesten Regisseure! Und wäre er Franzose oder Däne, er wäre gewiss auch der Beste, dass muss einmal gesagt werden.“

Geographisch konzentriert sich die Sommerschule 2011 auf das Land Rumänien. In den letzten beiden Jahren standen Österreich und dann Finnland im Fokus. Dieses Jahr wird in einer Retrospektive die ältere rumänische Filmkunst vorgestellt und dann der Bogen zu aktuellen Werken geschlagen. Warum Rumänien erklärt der künstlerische Leiter der Sommerschule, Pavel Bednařík:

„Bei uns kreiste schon länger der Gedanke, den rumänischen Film einmal systematisch vorzustellen, nicht nur einzelne Filme. Und gleichzeitig wollten wir darauf aufmerksam machen, dass die neue rumänische Welle nicht nur irgendein modischer Trend oder eine Tendenz ist. Es handelt sich dabei um eine Bewegung von Filmemachern, die sich wirklich kritisch und grundsätzlich mit den Mängeln und Gebrechen der aktuellen rumänischen Gesellschaft auseinandersetzen. Darum haben wir uns entschieden, eine Reihe von neuen Filmen aus den letzten zwei Jahren zu zeigen, die eine sich grundsätzlich wandelnde Kinematografie präsentieren.“

Pavel Bednařík  (Foto: ČTK)
Es werden in Uherské Hradiště aber nicht nur Filme gezeigt und über ihre Theorie gesprochen. Zum Programm gehören weiter verschiedene Ausstellungen, eine Theaterbühne und jeden Abend findet ein Konzert statt. Kusturica, der am Sonntag mit der Band The No Smoking Orchestra einen Auftritt hatte, findet dann auch die richtigen Worte zu Filmfestivals:

„Diese Festivals sind unheimlich wichtig. Da kann man keinen Mist präsentieren. Auf die Festivals kommen die Filmemacher und die Leute, die sich im Geschäft der Filmwelt auskennen. Also, es leben die Festivals!“