Ende der tschechischen Seefahrt

Obwohl es jemanden überraschen könnte, haben auch Binnenländer ihre Hochseeflotten. Über die größte verfügt die Schweiz. Die zweite Stelle nahm einst Tschechien bzw. die Tschechoslowakei ein, heute kann man jedoch nur von der Vergangenheit der tschechischen Marine sprechen. Mehr dazu von Marketa Maurova.

Die tschechoslowakische bzw. tschechische Seeflotte hatte einst 18 Schiffe, einige davon gehörten zu den modernsten der Welt überhaupt. Noch im Jahre 1993 konnte die Tschechische Seeschifffahrtgesellschaft einen Gewinn aus der Warenbeförderung in Höhe von 70 Millionen Kronen aufweisen. Ein Jahresbericht von 1997 sprach aber schon davon, dass es sich hierbei um eine Managergesellschaft handelt, die keine Produktionsmittel zur Verfügung hat und deren Einkommen aus dem Angebot ihres Know-Hows an andere Holding- und Reedergesellschaften folgt. Im letzten Jahr machte der Verlust der Gesellschaft 17,6 Millionen Kronen aus. Die Firma und ihre Tochtergesellschaften hatten kein Schiff mehr in ihrem Besitz. Was ist dazwischen passiert? Die Tschechische Seeflotte wurde vom Finanzunternehmer Viktor Kozeny gekauft, demjenigen, der des Betrugs in der dritten Welle der sog. Kuponprivatisierung verdächtig ist und damit Tausende von Menschen geschädigt hat und der seit einigen Jahren auf den Bahamas lebt.

In der erster Phase verkaufte er schrittweise alle Schiffe. Jetzt, in der zweiten Phase, wird erwartet, dass die tschechischen Matrosen, etwa 600 Männer, entlassen werden. "Ich habe mehrere internationale Zertifikate und diene bei der Schifffahrt, die immer prosperierte, seit 24 Jahren. Und nun sind wir - ich und meine Freunde - auf einmal arbeitslos und fühlen uns betrogen, unnütz," sagte einer der tschechischen Matrosen, Vladimir Skuhrovec, dem Tagesblatt Mlada fronta Dnes.

Er arbeitete auf dem letzten Schiff, das übriggeblieben war. Doch die Besatzung des Schiffes Kosice, die für die niederländische Reeder-Gesellschaft Van Ommern Shipping gearbeitet hat, musste im vergangenen Monat ihre Tätigkeit beenden und wurde durch eine indische Besatzung abgelöst.

Einigen wenigen tschechischen Seeleuten gelang es, Arbeit in internationalen Besatzungen zu finden. Im allgemeinen ist es aber sehr schwierig, weil der Markt von billigen Arbeitskräften aus Russland, der Ukraine oder etwa den Philippinen überfüllt wird. Wie sich das Schicksal der Tschechischen Seefahrtgesellschaft entwickeln wird, weiß niemand - weder die Matrosen, noch die Leitung der Gesellschaft.