Energiekonzern ČEZ bietet Strompreis-Garantie

Eine Strompreis-Garantie für zwei Jahre. Damit ließ der der halbstaatliche tschechische Energiekonzern ČEZ am Dienstag aufhorchen. Ein faires Angebot an Haushalte und Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten? Oder nur ein billiger Marketing-Trick? Wirtschaftsvertreter und Verbraucherschützer sind geteilter Meinung. Radio-Prag-Redakteur Daniel Kortschak hat recherchiert und versucht, Licht ins Dunkel der Geheimnisse des Strommarktes zu bringen. Patrick Gschwend hat mit ihm gesprochen.

Daniel, was genau bietet der Energie-Konzern ČEZ seinen Kunden an?

"ČEZ bietet seinen Kunden eine Strompreis-Garantie für die nächsten beiden Jahre. Das heißt, schon am 1.Jänner 2009 weiß der Stromkunde, wie viel er bis Ende 2010 bezahlt. Das Angebot richtet sich an Kleinabnehmer wie einzelne Haushalte genauso wie an Großkunden. Es handelt sich dabei aber nur um eine Option. Man kann auch weiterhin ganz klassich seine Stromrechnung zu den monatlich aktuellen Preisen bezahlen."

Nachdem ČEZ den neuen Tarif vorgestellt hat, gab es heftige Kritik. Warum, das klingt in Zeiten ständig steigender Strompreise doch nach einem fairen Angebot?

"In letzter Zeit sinken die Strompreis wieder. Im vergangenen Sommer kostete auf den internationalen Strombörsen eine Megawattsunde – also 1000 Kilowattstunden - noch 90 Euro, jetzt liegen wir bereits bei unter 70. Analysten sagen zudem - vorsichtig aber doch - voraus, dass die Preise angesichts der weltweiten Finanzkrise weiter sinken werden. Und genau da liegt das Problem: Entscheidet man sich für die Preisgarantie von ČEZ, dann hat man nichts von einer eventuellen weiteren Strompreissenkung. Die Gewinne daraus könnte dann der Energiekonzern quasi in die eigene Tasche stecken. Aber die tschechische Handelskammer zum Beispiel hat das Angebot trotzdem begrüßt: Ein fixer Strompreis gebe den Unternehmen Planungssicherheit. Das sei für viele wichtiger als geringfügige kurzfristige Einsparungen."

In Tschechien gibt es immer wieder heftige Kritik an den hohen Strompreisen und dem Quasi-Monopol von ČEZ. Warum wechseln die Tschechen denn nicht einfach den Stromlieferanten? Dazu haben sie ja – wie in allen anderen EU-Ländern auch – die Möglichkeit.

"Nun, zum Einen hat ČEZ ein Quasi-Monopol auf die Stromerzeugung. Fast alle großen Kratfwerke gehören dem halbstaatlichen Konzern, auch die beiden Kernkraftwerke in Temelín und Dukovany. Klar, alternative Anbieter könnten den Strom natürlich auch im Ausland einkaufen. Nur von diesen Anbietern gibt es auch sehr wenige. Ich habe mich erkundigt: Wenn ich in Prag den Stromlieferanten wechseln wollte, hätte ich neben der Pražská Energetika, dem lokalen Energieversorger, noch zwei Alternativen: E.ON und ČEZ. Als Durchschnittshaushalt könnte ich durch einen Wechsel umgerechnet maximal 30 Euro pro Jahr sparen. Zum Vergleich: In Wien hätte ich die Wahl zwischen nicht weniger als 13 Stromlieferanten und der Unterschied zwischen dem billigsten und dem teuersten Anbieter beträgt in der etwa gleich großen österreichischen Bundeshauptstadt ziemlich genau 100 Euro."

Da hat Tschechien anscheinend noch einiges aufzuholen bei der Liberalisierung des Strommarktes.