"Entschuldigung? Endlich!"
Die Vertreter der Sudetendeutschen aus Tschechien, Deutschland und Österreich haben 60 Jahre lang auf eine Versöhnungsgeste gewartet. Nun ist es soweit! Die tschechische Regierung verabschiedete am Mittwoch eine Entschuldigung gegenüber den sudetendeutschen Antifaschisten. Bara Prochazkova fasst die ersten Reaktionen der deutschen und österreichischen Seite zusammen.
"Ich halte das für einen wichtigen und guten Schritt in die richtige Richtung. Und ich freue mich darüber auch aus dem Grunde, weil einer meiner Vorgänger als Präsident des Bundes der Vertriebenen sudetendeutscher Widerstandskämpfer gewesen ist. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass jetzt nicht nur für die tschechischen, sondern auch für die sudetendeutschen Widerstandskämpfer etwas getan wird."
Die Form der Entschädigung sei akzeptabel, fügt Erika Steinbach hinzu. Es handle sich um eine Verbesserung der Atmosphäre in den deutsch-tschechischen Beziehungen, die Betroffenen hätten zumindest ein bisschen Gerechtigkeit bekommen, sagte am Mittwoch der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt (CSU). Mit diesem Standpunkt ist jedoch der Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs, Peter Wassertheuer, nicht einverstanden.
"Die Reaktion von unserer Seite ist geteilt. Alles, was Tschechien in dieser Sache macht, ist eigentlich halbherzig. Es gibt zwar immer wieder eine Ankündigung von Gesten und Erklärungen. Dort, wo es aber wirklich um eine Bewusstmachung des Unrechts an den Sudetendeutschen geht, da verfährt man eigentlich immer sehr halbherzig. Das betrifft auch die Frage der Entschädigung. Wir denken, dass mit Erklärungen alleine den Betroffenen nicht geholfen werden kann."
Der außenpolitische Sprecher der deutschen Sozialdemokraten, Gert Weisskirchen (SPD), hält dagegen, dass individuelles Leid, nicht mit Geld aufgewogen werden könne. Diese kollektive Geste gegenüber allen, die unrechtmäßig behandelt worden sind, sei ein schönes Zeichen, so Weisskischen wörtlich:
"Ich finde, dass es ein wundervolles Zeichen ist, dass in der tschechischen Republik nun endlich in der Regierung angekommen ist, was seit vielen Jahrzehnten in den Dissidentenkreisen und dann später von Vaclav Havel als eine ausdrückliche Entschuldigung gegenüber denen, die vertrieben worden sind, angesprochen wurde. Nun endlich hat die Regierung sich das zu Eigen gemacht. Das zeigt, dass der Prozess der Selbstverständigung innerhalb der tschechischen Gesellschaft weit vorangekommen ist."
Geteilt bleibt die Meinung bei den Vertretern der deutschen Minderheit in Tschechien. Der Vorsitzende des Schlesisch-deutschen Verbandes in Opava / Oppau, Hans D. Korbel, schrieb in der Tageszeitung Hospodarske noviny, man solle Deutsche nicht in "gute" oder "schlechte" teilen. Schließlich haben nach dem Kriegsende in der Tschechoslowakei alle Bürger deutscher Nationalität gelitten, so Korbel. Der Vize-Präsident der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, Richard Sulka, begrüßte dagegen die Initiative der tschechischen Regierung, obwohl er in der Erklärung eine Geste für die in Tschechien lebende deutsche Minderheit vermisst:
"Ich sehe es als eine ganz große Sache und freue mich ganz besonders, dass sich endlich ein Politiker 15, 16 Jahre nach der Wende fähig ist, ein sehr unpopuläres Thema aufzugreifen und auch durchzusetzen. Ich freue mich ganz besonders, dass der jetzige Ministerpräsident Paroubek das gemacht hat."